Folgen türkischer Angriffe: Tod eines Nierenpatienten durch außer Betrieb gesetztes Dialysezentrum

Die Auswirkungen des anhaltenden Konflikts in Nordostsyrien haben ein neues Kapitelaufgeschlagen, diesmal im Gesundheitswesen. Ein verheerender Bombenangriff traf kürzlich das Dialysezentrum in Qamishlo, nicht nur mit physischen Zerstörungen, sondern auch mit Konsequenzen für die Patienten, die nun verkürzte Behandlungszeiten und einen Wassermangel erleben.

Im nordostsyrischen Amuda verstarb vor wenigen Tagen der 60-jährige Ahmed Khader an den Folgen einer Nierenerkrankung, nachdem er aufgrund der außer Betrieb genommenen Dialyseeinrichtung in der benachbarten Stadt Qamishlo keine Dialysebehandlung erhalten konnte. Das Dialysezentrum war infolge eines Bombardements durch die türkischen Streitkräfte am 25. Dezember des vergangenen Jahres schwer beschädigt worden.

Ahmed Khader, der regelmäßig wöchentliche Dialysebehandlungen benötigte, war am Tag des Bombenangriffs dazu bestimmt, das Dialysezentrum zu betreten. Doch der Angriff zwang ihn, drei Tage zu warten, in der Hoffnung, dass das Zentrum wieder funktionsfähig sein würde. Bedauerlicherweise verstarb er in dieser Zeit, wie Rafi’ Abbas, Direktor des Dialysezentrums in Qamishlo, in Statements gegenüber der Medienplattform „Target“ berichtete.

Dieser Vorfall steht exemplarisch für die verheerenden Auswirkungen der Angriffe auf lebenswichtige Einrichtungen und grundlegende Infrastruktur in Nord- und Ostsyrien. Über einen Zeitraum von drei Tagen wurden zahlreiche Einrichtungen von Kampfflugzeugen und dem türkischen Militär direkt ins Visier genommen. Dabei verloren acht Zivilisten ihr Leben, und etwa zwanzig weitere wurden verletzt. Unter den zerstörten Einrichtungen befanden sich die Sauerstoffproduktionsanlage in Qamişlo, das „Mashta Nour“-Medizinzentrum in Kobani, sowie Ölfelder und Kraftwerke in den Regionen von Al-Malikiyah/Dirk und Al-Qahtaniyah/Turbah Spiyeh.

Rafi’ Abbas, der Direktor des Dialysezentrums, betonte, dass normalerweise wöchentlich 70 Nierenpatienten aus den meisten Regionen Nord- und Ostsyriens im Zentrum behandelt werden. Am Tag nach dem Angriff sollten 22 Patienten vor Ort sein, doch die verheerenden Bombenangriffe verhinderten dies. Insbesondere Nierenpatienten können solche Behandlungen nicht aufschieben, und der Mangel an Zugang zu lebensrettenden Dialyseverfahren führte zu kritischen Zuständen.

Zerstörung und verkürzte Behandlungszeiten

Der Direktor des Zentrums, Rafi’ Abbas, skizzierte die verheerenden Auswirkungen des Angriffs auf die Einrichtung, die für zahlreiche Nierenpatienten lebenswichtige Dienste erbringt. „Als wir nach dem Bombenangriff ankamen, fanden wir den Boden des Zentrumsgebäudes voller Glasscherben vor, und es gab eine Kontrolle über die Türen und Fenster sowie die Geräte”, erklärte Abbas. Die schweren Schäden betrafen nicht nur die Bausubstanz, sondern auch kritische Infrastrukturelemente wie das Dach des Gebäudes und die Station für destilliertes Wasser, das für den Dialysebetrieb unerlässlich ist.

Die Wasserversorgung, für die etwa 20.000 Liter Wasser pro Dialysesitzung verwendet wurden, brach aufgrund der Störungen in der Wasseraufbereitungsstation drastisch ein. Dies führte zu erheblichen Einschränkungen bei den Dialysesitzungen, bei denen die Behandlungszeiten von üblicherweise vier Stunden auf nunmehr etwa zwei Stunden verkürzt werden mussten.

Abbas machte deutlich, dass die dramatischen Veränderungen in der Behandlungsdauer aufgrund der begrenzten Wasserversorgung eine ernsthafte Bedrohung für die Gesundheit der betroffenen Patienten darstellen. Insbesondere die regelmäßige und angemessene Dialyse ist für Nierenpatienten von entscheidender Bedeutung, um lebenswichtige Funktionen aufrechtzuerhalten.

Die aktuelle Situation wird durch das Vorhandensein eines weiteren kostenlosen Dialysezentrums in Qamishlo abgefedert. Jedoch besteht dort aufgrund der begrenzten Kapazitäten bereits eine hohe Patientenanzahl, was die Aufnahme neuer Patienten beeinträchtigt. Alternativ befinden sich zwei private Dialysezentren in der Stadt, die jedoch aufgrund ihrer hohen Kosten für viele Patienten unerschwinglich sind. Die wirtschaftliche Notlage und die Notwendigkeit regelmäßiger Behandlungen halten viele Betroffene davon ab, auf diese Einrichtungen zurückzugreifen.

Türkische Bombardements setzen lebenswichtige Einrichtungen außer Betrieb

Im Anschluss an die türkischen Luftangriffe präsentiert sich die Stadt Qamişlo im Nordosten Syriens als Schauplatz umfassender Zerstörung. Insbesondere lebenswichtige Einrichtungen wie die Anlage zur Produktion von medizinischem Sauerstoff und das angrenzende Dialysezentrum wurden schwer getroffen und sind nun außer Betrieb.

Die Angriffe richteten sich nicht nur gegen das Dialysezentrum, sondern auch gegen die Einrichtung zur medizinischen Sauerstoffproduktion, die mit diesem verbunden ist. Diese Angriffe führten zu einer vollständigen Stilllegung und schweren Beschädigungen weiterer Standorte, darunter ein Mineral-, Kohlensäurewasser- und Saftunternehmen, der nördliche Gürtel, der Bahnhof, das „Alaya“-Gefängnis (in dem Häftlinge von Mitgliedern der Terrororganisation ISIS untergebracht sind), eine Futtermittelfabrik, ein Bauunternehmen und andere Standorte.

Ibrahim Khalil (70 Jahre alt), einer der Patienten, die das Dialysezentrum aufsuchten, schilderte gegenüber Target das Leid der Patienten infolge der türkischen Bombenangriffe auf das Zentrum, insbesondere hinsichtlich der Verzögerung ihrer Behandlungssitzungen. Er äußerte: „Jede Woche habe ich zwei Dialysesitzungen im Zentrum. Wir hatten Angst. Angst um uns selbst, besonders nach dem Tod eines der Besucher, weil das Zentrum zum Zeitpunkt des Bombenangriffs nicht verfügbar war.“

Er fügte hinzu: „Es gibt zwar andere Zentren, aber aufgrund der hohen Kosten habe ich keine Möglichkeit, sie aufzusuchen. Ich bin Angestellter, und mein Gehalt übersteigt nicht 100.000 Lira. Was bezweckt die Türkei, wenn sie Gesundheitszentren ins Visier nimmt?“

Im Gefolge der türkischen Bombenangriffe, die lebenswichtige Einrichtungen und Serviceeinrichtungen ins Visier nahmen, sieht sich die Bildungsbehörde der Autonomieverwaltung Nord- und Ostsyriens gezwungen, den Bildungsprozess in mehr als 700 Schulen einzustellen. Diese drastische Maßnahme hat zur Folge, dass Tausende von Schülern der Zugang zu Bildung verwehrt wird, insbesondere aufgrund der Schäden an den Schulen, die nach einem angekündigten Stromausfall durch die Energiebehörde der Autonomen Verwaltung auftraten. Der Stromausfall betraf Hunderte von Dörfern in den ländlichen Gebieten von Al-Malikiyah/Dirik, Al-Jawadiyah/Jal Agha und Al-Qahtaniyah/Turbat Spiyeh. Dieser wiederum resultierte aus den türkischen Bombardements auf das Ölfeld „Al-Awda“, welches die Suwaydiya-Station mit dem für den Strombetrieb benötigten Gas versorgt.

Maather Al-Abbas, Co-Vorsitzende der Gesundheitsbehörde in der Region Al-Jazira, berichtet von den gravierenden Auswirkungen der türkischen Angriffe auf die Dialyse- und Sauerstoffproduktionszentren. Diese Zentren, die Hunderten von Patienten in der Region lebenswichtige Gesundheitsdienste bieten, sind aufgrund der Angriffe außer Betrieb. Al-Abbas betonte, dass dies eine enorme zusätzliche Belastung für die Patienten darstelle.

In einem Statement gegenüber der Medienplattform „Target“ erklärte Al-Abbas, dass das Dialysezentrum notdürftig repariert wurde, um wieder Patienten aufnehmen zu können. Dennoch wurde die Anzahl der Sitzungsstunden reduziert. Sie unterstrich die Bemühungen der Gesundheitsbehörde, mit internationalen Organisationen zusammenzuarbeiten, um die Schäden an der Sauerstoffproduktionsstation zu beheben und somit weiterhin Dienstleistungen für die Patienten bereitzustellen.

Es sei darauf hingewiesen, dass das Völkerrecht im Rahmen der Genfer Konvention von 1977 und des Haager Übereinkommens von 1954 Schutz für zivile Einrichtungen, darunter Krankenhäuser, Gesundheitszentren, Schulen, Kultstätten, vorsieht. Krankenhäuser genießen gemäß dem Vierten Genfer Abkommen einen besonderen Schutz, der Angriffe auf zivile Krankenhäuser in jeglicher Form untersagt. Die Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedete 1970 ein Gesetz, das festlegt, dass medizinische Einrichtungen nicht das Ziel militärischer Angriffe sein sollten.

 

 

 

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