Wie beeinträchtigen Machtkämpfe und Verhaftungen die Sicherheit von ‘Hay’at Tahrir al-Sham’ in Idlib?
In den vergangenen Monaten erlebte die Region um Idlib und angrenzende Gebiete im Nordwesten Syriens eine Zunahme von Überläufern und Verhaftungen hochrangiger Mitglieder der „Hay’at Tahrir al-Sham“, vormals bekannt als Al-Nusra-Front. Berichten zufolge spitzt sich ein Machtkampf zwischen dem Anführer Abu Muhammad al-Julani und Vertrauten innerhalb der Gruppe zu.
Letzte Woche meldete die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte die Festnahme von zwölf Mitgliedern, darunter zwei Anführern, durch die sogenannte „Allgemeine Sicherheit von Hay’at Tahrir al-Sham“. Dies geschah im Zusammenhang mit dem Überlaufen von Abu Ahmed Zakour, einem engen Vertrauten von Al-Julani. Sein derzeitiger Aufenthaltsort bleibt unbekannt, obwohl lokale Quellen darauf hinweisen, dass er Gebiete im Umland von Aleppo, unterstützt von türkischen Fraktionen, betreten haben könnte.
Inmitten dieser Entwicklungen führte die „Allgemeine Sicherheit von Hay’at Tahrir al-Sham“ Razzien in einer Farm des Anführers Zakur in Ras al-Hosn und in militärischen Hauptquartieren seiner verbündeten Gruppen in Batbu und Aqrabat durch. Eine erhöhte Sicherheitswarnung breitet sich in den Reihen der „Hayat Tahrir al-Sham“ in anderen Gebieten um Idlib aus, begleitet von Inspektionskampagnen in der Region.
Lokale Quellen aus dem Nordwesten Syriens bestätigten, dass die „Allgemeine Sicherheit von Hay’at Tahrir al-Sham“ eine Farm des Anführers „Zakur“ in der Gegend von Ras al-Hosn und militärische Hauptquartiere mit ihm verbundener Gruppen in Batbu, Aqrabat usw. überfiel In anderen Gebieten im Umland von Idlib herrschte eine große Sicherheitswarnung in den Reihen der „Hayat Tahrir al-Sham“. Die Behörde“ und in der Region durchgeführte Inspektionskampagnen.
**Abu Ahmed Zakur: Finanzstratege und Streitpunkt in den Reihen von Hay’at Tahrir al-Sham**
Dschihad Scheich Issa, auch bekannt als “Abu Ahmed Zakur,” rangiert als der dritte Mann in der Hierarchie von “Hay’at Tahrir al-Sham” nach Anführer Al-Julani und Abu Maria Al-Qahtani, auch als “Black Box” bekannt. Monate zuvor wurde auch Zakur verhaftet. Berichten zufolge leitete er den Wirtschaftssektor von Al-Nusra und galt als bedeutender Finanzlieferant für die Gruppe. Unter verschiedenen Aliasnamen leitete er zahlreiche Großprojekte sowohl in Syrien als auch in der Türkei. Im Mai des vergangenen Jahres verhängten die USA Sanktionen gegen Zakur im Zusammenhang mit Terrorismusbekämpfung.
Der Vorfall verdeutlicht erneut die tiefen Spaltungen und den Kampf um Einfluss innerhalb der ersten Führungsebene von Hay’at Tahrir al-Sham, der seit 2020 offen zutage tritt. Die Verhaftungen von Abu Malik al-Tali auf direkten Befehl von Al-Julani und später von Abu Maria al-Qahtani, dem rechten Arm von Al-Julani, im vergangenen August, lösten eine Reihe von Spannungen aus.
Unruhe in den Reihen von „HTS“ nach Verhaftung und Liquidationen
Seit der Festnahme von „Al-Qahtani“ brodelt es innerhalb der „Hay’at Tahrir al-Sham“ (HTS), denn ein schwerwiegender Konflikt zwischen den Schlüsselfiguren „Al-Julani und Zakur“ ist entbrannt. Informierte Quellen enthüllen, dass „Zakur“ tiefgreifende Unzufriedenheit mit der internen und externen Politik der HTS hegt, insbesondere in Bezug auf deren Pläne zur Ausweitung ihres Einflusses in Nordwestsyrien.
Der Unmut äußert sich nicht nur in verbalen Auseinandersetzungen, sondern auch in der sukzessiven Absetzung von führenden Mitgliedern und der zunehmenden Distanzierung von „Al-Julani“ seitens „Zakur“. Die Entscheidung der „Kommission“, auf westlichen und internationalen Terrorlisten aufgeführt zu werden, trägt weiter dazu bei, die Spannungen innerhalb der Organisation zu verschärfen.
Kampf um türkische Finanzierung
Die renommierte ägyptische Anwältin, Menschenrechtsaktivistin und Expertin für dschihadistische Bewegungen, Sabra Al-Qasimi, äußerte sich gegenüber der Medienplattform „Target“ zu den aktuellen Entwicklungen innerhalb von „Hay’at Tahrir Al-Sham“ (HTS).
Al-Qasimi warnte davor, dass Al-Julani, der Anführer von HTS, möglicherweise von einem seiner eigenen Anhänger getötet werde, insbesondere aus den Reihen der ersten und zweiten Führungsebene der ehemaligen „Hay’at Tahrir al-Sham/Al-Nusra-Front“. Dieser Konflikt spiegele sowohl Vorfreude als auch Ängste wider. Al-Julani habe versucht, Führungselemente zu entfernen, und die daraus resultierenden schnellen Ersetzungsprozesse seien einer der Hauptgründe für die derzeitigen Auseinandersetzungen innerhalb von HTS.
Die Expertin fügte hinzu, dass der Kampf um die türkische Finanzierung ein weiterer Hauptgrund für die Spannungen sei. Al-Julani bemühe sich, den größtmöglichen Anteil dieser Mittel für alle konkurrierenden Fraktionen zu sichern. Hinzu komme der kürzlich erfolgte Beitritt einer beträchtlichen Anzahl von Parteien, die Al-Julani keine Treue schulden und intellektuell sowie ideologisch mit einigen Ausrichtungen der „Kommission“ übereinstimmen, was die internen Konflikte weiter verschärfe.
In den letzten Monaten wurden über 200 Anführer und Mitglieder von „Hay’at Tahrir al-Sham“ durch die „Generalsicherheit“ der Organisation aufgrund verschiedener Anschuldigungen verhaftet, wie Berichte bestätigen. Dies löste innerhalb der Führungsebene Verwirrung und Misstrauen aus, begleitet von wiederholten Änderungen in Positionen und Rängen.
Die Verhaftung von „Abu Maria Al-Qahtani“ und die Spekulationen über seine Hinrichtung oder Liquidierung unter Folter haben Ängste vor größeren Überläufern oder einem bewaffneten Konflikt innerhalb der „Kommission“ verstärkt. „Al-Julani“ führte in den letzten Jahren gezielte Aktionen zur Liquidierung und Deportation mehrerer Anführer durch, darunter „Al-Mohseni, Abu Al-Yaqzan, Abu Shuaib Al-Masry, Abu Malik Al-Tali“, mit Anschuldigungen wie Erpressung durch Entführungen zur Sammlung von Lösegeld.
Die Expertin für dschihadistische Bewegungen, Sabra Al-Qasimi, betont, dass der Konflikt durch die Zunahme von Verbrechen gegen unbewaffnete Zivilisten und die anhaltenden Verhaftungskampagnen verschärft wird. Die öffentliche Offenbarung von zuvor verborgenen Meinungsverschiedenheiten und die Aktivitäten von Zellen und Kantonen, die gegen „Al-Julani“ und die aktuelle Form der „Kommission“ arbeiten, tragen weiter zu den Spannungen bei.
Finanzkonflikte und Angst vor Staatsstreichen bei Hay’at Tahrir al-Sham
In den undurchsichtigen Kreisen von Hay’at Tahrir al-Sham (HTS) brodelt es: Analysten und Beobachter deuten auf eine beunruhigende Entwicklung innerhalb der Führungsebene hin. Es scheint, als würden gezielte Ausschaltungen von Anführern stattfinden, wobei finanzielle Unstimmigkeiten und Konflikte über Warenimporte an den Grenzübergängen zu den Gebieten der Damaskus-Regierung und der Türkei im Mittelpunkt stehen.
Besonders ins Rampenlicht geraten die Beziehungen zu Fraktionen, die mit der Türkei verbunden sind. Zugleich versucht der charismatische Anführer von HTS, Abu Muhammad al-Julani, das internationale Image der Gruppierung aufzupolieren und sie von der Liste terroristischer Organisationen zu streichen. Diese Bemühungen stehen im krassen Gegensatz zu wachsender Opposition gegen al-Julani’s anhaltende Führungsrolle innerhalb von HTS und seinen verdächtigen Verbindungen zu Gruppierungen, die vom türkischen Geheimdienst beeinflusst werden.
Die Unsicherheit wird weiter verschärft durch eine Serie von gezielten Drohnenangriffen in den letzten Jahren, bei denen hochrangige Persönlichkeiten der Organisation ins Visier genommen wurden. Der Tod von Khaled Al-Arouri, alias “Abu Al-Qasim Al-Urduni”, bei einem solchen Angriff im Juni 2020 in Idlib, legt die brisante Gemengelage offen. Berichte über Verhandlungen zwischen al-Julani und Geheimdiensten anderer Länder, darunter die Türkei, werfen ein grelles Licht auf das Innenleben von HTS. Hinzu kommt der Widerstand einiger führender Politiker, die sich gegen al-Julani’s Pläne stellen und damit den Umsetzungsversuchen türkischer Agenda im Nordwesten Syriens entgegentreten.