Drogenmark in Syrien: Offener Handel im Schatten der Regierung

Die einstigen Bilder von Drogenbaronen wie Pablo Escobar sind längst verblasst, zumindest im Nahen Osten. Syrien, ein Land gezeichnet vom Krieg, sieht sich nun einem bedrohlichen Anstieg des Drogenhandels gegenüber. Überraschenderweise spielen sich diese illegalen Geschäfte nicht im Verborgenen ab, sondern ganz offensichtlich vor den Augen der syrischen Regierung.

Jalal Qasas, Mitglied des Gouverneursrates von Damaskus und der Regierung nahestehend, hat kürzlich die alarmierende Ausbreitung des Drogenverkaufs im “Vogelmarkt” der Hauptstadt enthüllt. Hierbei handelt es sich nicht nur um gewöhnliche Drogen – es sind vor allem Zigaretten, gefüllt mit verbotenen Substanzen. In dieser Zone verzeichnet man einen drastischen Anstieg der Verkaufsaktivitäten.

Sham FM, ein Sender mit engen Verbindungen zum Regime, berichtet von Verkäufern, die an Wohngebäuden auf Kundschaft warten und oft in heftige Auseinandersetzungen verwickelt sind, die mitunter zu Messerstechereien eskalieren. Das Resultat: Eine verängstigte Bevölkerung, die zögerlich ihre eigenen vier Wände verlässt. Der Markt wird von Chaos beherrscht, von Geschrei und einem Verhalten, das selbst für die erfahrensten Syrer Neuland darstellt.

In den Regionen unter Kontrolle der syrischen Regierung hat der Drogenhandel und -missbrauch dramatisch zugenommen. Internationale und regionale Experten zögern nicht, das Land bereits als „Captagon-Republik” zu bezeichnen.

Eine Untersuchung der “New York Times” aus Ende 2021 enthüllte, dass Captagon-Fabriken hauptsächlich in den vom Regime kontrollierten Gebieten sowie in den von der Hisbollah dominierten Regionen nahe der libanesischen Grenze zu finden sind. Die jordanische Armee hat mehrere Versuche vereitelt, Betäubungsmittel aus Syrien ins Königreich zu schmuggeln, sei es durch Plastikverpackungen oder Drohnen.

In hochrangigen Gesprächen mit dem iranischen Außenminister Abdullahian betonte der jordanische Außenminister Al-Safadi die Dringlichkeit, den Drogenschmuggel aus Syrien zu unterbinden. König Abdullah II. von Jordanien beschuldigt den Iran und Teile der syrischen Regierung, vom florierenden Drogenhandel zu profitieren, und betont den täglichen Kampf an der Grenze zu Syrien, um den Zustrom großer Mengen von Drogen zu verhindern.

Gandhi Farah, Direktor des Ibn Rushd Psychiatrischen Krankenhauses in Damaskus, warnt vor einer erschreckenden Zunahme von Suchtfällen, insbesondere bei Jugendlichen in den Gebieten unter Kontrolle der syrischen Regierung. Ende letzten Jahres verkündete Nidal Jreij, Direktor der Drogenkontrollbehörde, dass die registrierten Drogenfälle in den vom syrischen Regime kontrollierten Gebieten im Jahr 2022 4.991 erreichten, mit 6.408 Angeklagten.

 

 

 

 

 

 

 

 

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