Der geopolitische Schachzug: Russlands Rolle im israelisch-palästinensischen Konflikt

 

Die jüngsten Ereignisse in Gaza werfen einen Schatten auf die bereits angespannten Beziehungen zwischen den Großmächten, insbesondere im Kontext des amerikanisch-russischen Konflikts. Moskau, offenbar in einer gegenüber den Vereinigten Staaten entgegengesetzten Position, wird von einigen Beobachtern mitverantwortlich für die Eskalation im Nahen Osten gemacht. Die Hamas wiederum scheint indirekt auf die geopolitische Bühne zu treten, um Vorteile wie die Schwächung der US-Unterstützung für die Ukraine und die Überwindung internationaler Isolation zu erlangen.

Die russische Perspektive im Konflikt

Am 10. Oktober äußerte sich der russische Präsident Wladimir Putin zu den Entwicklungen im israelisch-palästinensischen Konflikt. Er bezeichnete die Eskalation als beispielhaft für das Scheitern der US-Politik in der Nahostregion. Diese Worte scheinen gezielt gegen Washington gerichtet zu sein, insbesondere angesichts der anhaltenden Unterstützung der USA für die Ukraine, die seit dem 24. Februar 2022 russischen Angriffen ausgesetzt ist.

Putin warf den USA vor, die Konfliktlösung zu “monopolisieren”, ohne dabei “die Suche nach einer akzeptablen Lösung für beide Seiten” zu berücksichtigen. Er kritisierte die US-Praxis, eigene Vorstellungen über das weitere Vorgehen zu propagieren und Druck auf beide Konfliktparteien auszuüben, ohne die grundlegenden Interessen des palästinensischen Volkes angemessen zu berücksichtigen.

Am 17. Oktober führte Putin Telefonate mit den Staatsoberhäuptern von Ägypten, Syrien, Iran, der Palästinensischen Autonomiebehörde und dem israelischen Premierminister. Die Diskussion drehte sich um einen Waffenstillstand, die Realisierung eines humanitären Waffenstillstands und die Schaffung sicherer Korridore für die Lieferung von Hilfsgütern, Medikamenten und Nahrungsmitteln an die Bewohner von Gaza. Inmitten dieses komplexen geopolitischen Schachzugs versucht Russland offenbar, seine Position zu stärken und eine Rolle in der Suche nach einer friedlichen Lösung im Nahen Osten einzunehmen.

Russlands Nutzen aus dem Nahost-Konflikt

In den letzten Wochen haben sich Experten verstärkt mit der Frage befasst, welchen Nutzen Russland aus den anhaltenden Spannungen im Nahen Osten zieht. Einige Beobachter vertreten die Ansicht, dass dies Teil der Bemühungen des Kremls ist, die Isolation zu durchbrechen, die das Land nach dem Angriff auf die Ukraine belastet.

Die renommierte russische Zeitung „Moskovsky Komsomolets” thematisierte diese Perspektive in einem Artikel am 21. Oktober. Sie argumentiert, dass Russland von der nachlassenden Aufmerksamkeit Washingtons für die Ukraine profitieren könnte, sollte der Fokus vermehrt auf die Ereignisse im Nahen Osten gerichtet sein.

Französische Analyse: Ein „Geschenk” für Moskau

Gemäß der französischen Zeitung „Le Monde” betrachten westliche Diplomaten den anhaltenden Konflikt zwischen Hamas und Israel als ein strategisches „Geschenk” für Moskau. Die Vermutung lautet, dass Russland versucht, die Einigkeit im Westen zu untergraben. Der Bericht hebt hervor, dass trotz der Gefahr eines umfassenden Konflikts im Nahen Osten, einschließlich Syrien, die russischen Medien ihre Genugtuung nach den Hamas-Angriffen am 7. Oktober kaum verhehlten.

US-Sicht auf Russlands Rolle im Gaza-Konflikt

In einem Exklusivinterview mit der Plattform Target äußerte sich Hazem Al-Ghabra, ein ehemaliger Berater des US-Außenministeriums, zu den Spekulationen über Russlands Rolle im Konflikt. Er betonte, dass es keine konkreten Beweise für eine direkte Beteiligung Russlands an den Hamas-Angriffen gibt. Al-Ghabra stellte die Frage nach einer möglichen Koordination zwischen Russland und dem Iran, dem vermeintlichen Drahtzieher der Operation. Er betonte jedoch, dass laut amerikanischer Überzeugung Russland nicht die treibende Kraft hinter den Ereignissen war.

Abschließend analysierte Al-Ghabra den vermeintlichen Nutzen Russlands aus dem Konflikt. Er argumentierte, dass Russland, unabhängig von der Frage nach direkter Beteiligung, von den Ablenkungen für die USA profitiert habe. Insbesondere wies er darauf hin, dass die amerikanischen Bemühungen, zwei Kriege gleichzeitig zu unterstützen, durch den Fokus auf den Gaza-Konflikt und den anhaltenden Krieg in der Ukraine beeinträchtigt wurden.

Die Frage bleibt: Werden die Entwicklungen im Nahen Osten ausreichen, um eine substantielle Veränderung der geopolitischen Dynamik einzuleiten, insbesondere in Bezug auf die Ukraine? Diese Frage bleibt vor dem Hintergrund der aktuellen Geschehnisse von großem Interesse.

Die israelische Perspektive zu Russland

In Anbetracht der Auswirkungen der russischen Haltung gegenüber Israel äußerte sich Hazem Al-Ghabra gegenüber Target: „Israel mag die Ukraine vielleicht stärker und effektiver unterstützen. Dennoch ist Israel gegenwärtig vollständig in seine Herausforderungen mit Gaza und seinen nördlichen sowie südlichen Grenzen verstrickt. Es scheint unwahrscheinlich, dass es derzeit eine Anfrage seitens der Ukraine an Israel geben wird. Die gegenwärtige Lage lässt eine solche Anforderung nicht als logisch erscheinen. Die einzige Waffengattung, die die Ukraine möglicherweise von Israel benötigt und die von Israel hergestellt wird, sind präzise gesteuerte Waffen, die ihre Effektivität im Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan bewiesen haben.“

Al-Ghabra unterstrich: „Eine ähnliche Waffe wird auch von den USA angeboten, und es besteht kein dringender Bedarf an einer israelischen Variante. Trotzdem bin ich der Meinung, dass Israel möglicherweise in der Zukunft auf die Ereignisse vom 7. Oktober und deren Folgen reagieren wird. Dies könnte sich als positiver Schritt gegenüber der Ukraine manifestieren, sei es durch Waffenlieferungen oder verstärkte politische Unterstützung.“

Ungeachtet der Frage, ob Moskau den Hamas-Angriff geplant, direkt orchestriert oder auf andere Weise unterstützt hat, steht fest, dass dieser Angriff verschiedene Ziele erreicht hat. Moskau hat sozusagen mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Einerseits wurde Amerika dazu gezwungen, Waffen an Israel zu liefern, die ansonsten möglicherweise in die Ukraine gegangen wären. Andererseits hat Moskau erneut eine Lektion in Bezug auf die Achtung des Völkerrechts und der Menschenrechte erteilt und gleichzeitig die ihm auferlegte Isolation teilweise durchbrochen. Diese Lektion wird jedoch letztendlich eine Wirkung zeigen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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