Diyarbakir, Türkei – Ein Bericht der Diyarbakir-Niederlassung des Human Rights Association (IHD) hat erschütternde und beunruhigende Zahlen ans Licht gebracht, die die Gewalt gegen Kinder in der Türkei in den letzten 14 Jahren dokumentieren. Im Zeitraum von 2011 bis 2021 wurden insgesamt 228 Kinder Opfer brutaler Morde. Was diese Statistik noch erschreckender macht, ist die Tatsache, dass die meisten Täter solch abscheulicher Verbrechen bislang weder zur Verantwortung gezogen wurden noch angemessene Strafen erhielten.
Der Auftakt zu dieser schrecklichen Bilanz datiert zurück auf den 28. September 2009, als die zwölfjährige Ceylan Önkol in Diyarbakir ihr Leben verlor. Sie wurde von einer Mörsergranate getroffen, die aus einer nahegelegenen Polizeistation abgefeuert wurde, während sie sich auf einer Weide befand. Unglaublich, die Täter dieses grausamen Mordes sind selbst 14 Jahre später immer noch nicht identifiziert oder zur Rechenschaft gezogen worden. In der Zeitspanne seit dem Tod von Ceylan Önkol haben mindestens 228 weitere unschuldige Kinder ein ähnliches Schicksal erleiden müssen.
Abdullah Zeytun, einer der Anwälte der Önkol-Familie, äußerte sich gegenüber der Nachrichtenagentur Mezopotamya besorgt über die strafrechtliche Straffreiheit, die nur einen Aspekt der Haltung des Staates gegenüber den Kurden darstellt. Zeytun enthüllte, dass sie zwei separate Anträge beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in Bezug auf den Mord an Ceylan Önkol eingereicht hatten. Bedauerlicherweise ergab die Entscheidung des EGMR im Jahr 2017 keine Verletzung der Menschenrechte. Diese Entscheidung stützte sich auf abstrakte Feststellungen und war maßgeblich von den voreingenommenen und unvollständigen Verfahren der Justizbehörden sowie den Berichten der Strafverfolgungsbehörden geprägt. Dieses Urteil hat die Straffreiheitspolitik der türkischen Justizbehörden im Fall Ceylan Önkol weiterhin gestärkt.
Zeytun betonte nachdrücklich, dass die Politik der Straffreiheit und die anhaltende Gewalt gegen die Kurden untrennbar mit der ungelösten kurdischen Frage in Verbindung stehen. Er fügte hinzu: „Die Praxis der Straffreiheit, auf die die Justiz beharrt, kann nicht von den politischen Aspekten dieses Problems getrennt werden.” Diese alarmierenden Enthüllungen werfen ein düsteres Licht auf die Herausforderungen, denen Kinder in der Türkei gegenüberstehen, und auf die Notwendigkeit eines verstärkten Engagements für die Rechte und den Schutz der jüngsten Mitglieder der Gesellschaft.