Abu Omar al-Idlibi über die Entwicklungen in Deir ez-Zor

Abu Omar al-Idlibi, Kommandeur der ‘Nördlichen Demokratischen Brigade’, einer Teileinheit der Demokratischen Kräfte Syriens (SDF) in Raqqa, sprach mit Target über die politischen und militärischen Entwicklungen in der aktuell unruhigen Region Deir ez-Zor. Er bestätigte, dass externe Kräfte maßgeblich an den Unruhen beteiligt sind und gezielt versucht wird, Chaos zu verbreiten.

“Das Assad-Regime und die Türkei schüren gemeinsam Unruhen”

Al-Idlibi gab zunächst Einblicke bezüglich der Interessen des syrischen Regimes in diesem Gebiet. “Das syrische Regime schürt gezielt einen Konflikt. Dabei nutzt es religiöse Aspekte und greift gezielt Grenzen der Stämme an, um Unruhen zu provozieren. Das Ziel des Regimes besteht darin, die Region mit den in der nordöstlichen Region Syriens stationierten Kräften zu kontrollieren. Einige dieser Kräfte sind mit Nawaf al-Bashir verbunden”, erklärte al-Idlibi.

Tatsächlich äußerte sich al-Bashir kürzlich zu den Geschehnissen in Deir ez-Zor. Er sagte, dass die Gebiete im Umland von Deir ez-Zor zu einem späteren Zeitpunkt unter die Kontrolle der unzufriedenen Stämme geraten würden. Regierungsinstitutionen würden es dann betreten, um es zu verwalten und die „syrische Souveränität“ über Deir ez-Zor wiederherzustellen. Nun soll sich al-Bashir einem Bericht der North Press Agency (NPA) zufolge in der Stadt Hatla in Deir ez-Zor in einem russischen Stützpunkt mit Vertretern von in der Region ansässigen Stämmen getroffen haben. Laut einem Teilnehmer des Treffens soll er dabei gefordert haben, dass sich die Stämme gegen die SDF und die dort präsente Internationale Koalition bewaffnen. Al-Bashir ist ein Anführer des Stammes der al-Bakara und zugleich Milizenführer. Seine Miliz steht unter entscheidendem Einfluss des Irans, der Verbündeter des Assad-Regimes ist.

Al-Idlibi sprach auch über die gemeinsamen Interessen des Assad-Regimes und der Türkei. Dabei gab er spannende Details bekannt: “Kürzlich wurde die Verbindung zwischen dem Assad-Regime und der türkischen Besatzung von Nachrichtenkanälen aufgedeckt, die gemeinsam Konflikte schüren und dadurch mittels der Familien von Deir ez-Zor interne Spannungen zwischen Kurden und Arabern provozieren wollen.”

Die Türkei war im syrischen Bürgerkrieg jahrelang einer der ärgsten Gegner des Assad-Regimes. Doch seit einigen Jahren gibt es eine relative Ruhe zwischen den beiden Ländern, die nun seit einigen Monaten durch russische Vermittlung in Gespräche zur Normalisierung der Beziehungen mündeten. Auch wenn sich beide Parteien in vielen Fragen grundsätzlich nicht einig sind, gibt es einige Themen, wo sie sich einig sind und diese auch gemeinsam äußern. So wurde nach dem letzten Treffen im Rahmen des sogenannten “Astana-Formats” von Russland, Iran, Türkei und Syrien die gemeinsame Erklärung gemacht, dass die US-amerikanische Präsenz in Syrien “separatistische Bestrebungen” fördern würde und dies die Integrität Syriens verletze. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Türkei und das Assad-Regime in der aktuellen Situation die gleichen Absichten teilen. Die Türkei bekämpft die Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien schon seit langem und intensivierte parallel zu den Unruhen in Deir ez-Zor ihre militärischen Aktivitäten in Syrien. Gleiches gilt für das Assad-Regime, das kürzlich erst Gebiete in Deir ez-Zor bombardierte, die von den Unruhen betroffen sind.

“Ein Zwietracht zwischen Kurden und Araber steht außer Frage”

“Es gibt Pläne seitens des Assad-Regimes und der Türkei, Zwietracht zwischen den Bevölkerungen der Region zu säen. Ihr Ziel ist es, einen Konflikt zwischen Kurden und Arabern anzustiften, jedoch sind diese Pläne bisher gescheitert”, fuhr al-Idlibi fort. Tatsächlich versuchten Medien, die dem Assad-Regime und den pro-türkischen Kräften nahe stehen, einen Gegensatz zwischen Arabern und Kurden in Deir ez-Zor zu schaffen. Die Absetzung des Kommandeurs des Militärrats von Deir ez-Zor wurde gezielt in diesem Sinne interpretiert, obwohl die Anschuldigungen gegen Ahmad al-Khabil und seine Mitstreiter gänzlich andere waren. Letztendlich schalteten sich Würdenträger und Scheichs der lokalen arabischen Stämme in den Konflikt ein und erklärten, dass die Absetzung in Übereinstimmung mit ihnen geschehen sei und es keine Zwietracht zwischen Kurden und Arabern geben würde, die seit hunderten Jahren in dieser Region in friedlicher Koexistenz leben würden. Sie kritisierten die Versuche von Außen Chaos und Unruhe zu stiften und riefen die Bevölkerung und die Stämme dazu auf, sich zurückzuhalten und sich um die SDF zu versammeln.

Zum Schluss sagte al-Idlibi ein paar Worte zum militärischen Stand in der Region und bekräftigte entschlossen weiter zu kämpfen: “Unsere Operation ist immer noch im Gange, und unsere Streitkräfte verfolgen die von Iran unterstützten Zellen von Nawaf al-Bashir. Die Operation wird systematisch und sorgfältig durchgeführt, um die Zivilbevölkerung zu schützen.”

 

 

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