Seit der offiziellen Ankündigung der Entlassung des Kommandeurs des Deir ez-Zor Militärrats und vier weiterer Personen aus der Führungsriege erlebt die Region um Deir ez-Zor unruhige Zeiten. Die Demokratischen Kräfte Syriens (SDF) verkündeten am Mittwoch, dass der als “Abu Khawla” bekannte Ahmad al-Khabil, vom Deir ez-Zor Militärrat, in Übereinstimmung mit der SDF, zusammen mit vier seiner Mitstreiter von seinen militärischen Pflichten entbunden wurde.
Als Grund wurden die Kooperation mit feindlichen Kräften, Begehung von Verbrechen und Involvierung in den Drogenhandel genannt. Außerdem wurde ihm ein Missmanagement der Sicherheitslage in Deir ez-Zor und bereits seit längerem fehlendes Engagement im Kampf gegen den IS sowie die Ausnutzung seiner Position für persönliche Interessen zur Last gelegt.
Wieso jedoch Ahmed al-Khabil ausgerechnet jetzt verhaftet wurde, hat bestimmte Gründe.
Private Quellen verrieten Target wichtige Informationen und Details über Ahmed al-Khabils Vorhaben, einen Scheichtum zu gründen und sich selbst zum Emir zu krönen. Dafür umwarb er die Clans der Region, um die Loyalität der dortigen einflussreichen Scheichs zu gewinnen. Sein Ziel soll gewesen sein, den Einfluss über die westliche Landschaft von Deir ez-Zor auszudehnen und letztendlich die Kontrolle zu übernehmen.
Der Direktor der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) mit Sitz in London, Rami Abdel Rahman, sagte in einem Interview mit Al-Arabiya Al-Hadath, dass al-Khabil und seine Brüder in den vergangenen Jahren viele Verbrechen und Verstöße begangen hätten.
Dies veranlasste letztendlich die Führung der SDF, ihn mehrmals zum Rücktritt aufzufordern und die Umstrukturierung des Militärrats von Deir ez-Zor in die Wege zu leiten. Jedoch stießen die Aufrufe auf wenig Resonanz.
In diesem Kontext wurde bereits von der obersten Anklagebehörde der Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (kurz: AANES) gegen den ehemaligen Kommandeur des Militärrats von Deir ez-Zor ermittelt.
Dabei ging es auch um die Kontakte zum Assad-Regime und den Iranern durch den pro-iranischen Milizenführer und einen der Scheichs des al-Bakara-Clans Nawaf al-Bashir. Al-Khabil soll auch Kommunikationskanäle zu den von Ankara unterstützten Oppositionsfraktionen unterhalten haben. Die Tatsache, dass er im Rahmen eines Interviews selbst zugab, Kämpfer aus ihren Reihen rekrutiert zu haben und weiterhin zu wollen, verstärkt diesen Verdacht.
In der Erklärung des Medienzentrums der Demokratischen Kräfte Syriens wurde dieser Umstand der Zusammenarbeit mit externen Kräften aufgegriffen.
Obwohl al-Khabils Verhalten nicht neu ist, verzögerte sich seine Enthebung von seiner Position. Mehrere Quellen wiesen darauf hin, dass der Hauptgrund für die Verzögerung dem Stammescharakter des Gouvernements Deir ez-Zor verschuldet ist, der von der SDF-Führung berücksichtigt wurde.
Es gab wiederholt Versuche, mehrere Führer des Militärrats von Deir ez-Zor zu ersetzen, die aufgrund von Fällen der Korruption, Straftaten und Verstößen gegen das Gesetz zur Rechenschaft verpflichtet waren.
Nachdem sich die Spannungen in den letzten Wochen erheblich verschärft hatten, sah die SDF ihrerseits den Zeitpunkt für ein sofortiges Handeln und eine Neustrukturierung gekommen. “Abu Khawla” und vier seiner Mitstreiter wurden in Übereinstimmung mit dem Militärrat von Deir ez-Zor isoliert, verhaftet und der Justiz übergeben.
Unterdessen hofft man in Deir ez-Zor auf eine baldige Rückkehr zur Ruhe und Ordnung. Die Region ist nicht nur wegen dem Treiben von al-Khabil besonders instabil. Die Terrororganisation IS verübte hier laut den Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte die mit Abstand meisten Angriffe in der AANES. Auf diese Weise soll nun die Sicherheit und Stabilität der Region gewährt werden, die immer noch unter der Aktivität der IS-Zellen leidet.