Kommandeur des Deir ez-Zor Militärrats nach Machtmissbrauch entlassen

In Deir ez-Zor im Osten Syriens kommt es an der militärischen Spitze einer Teileinheit der Demokratischen Kräfte Syriens (SDF) zu einem Machtwechsel.

Konkret geht es um den Anführer des Deir ez-Zor Militärrats Ahmed Al-Khabil, der unter dem Namen “Abu Khawla” bekannt ist. Der Deir ez-Zor Militärrat ist eine mehrheitlich arabische Miliz, die in der SDF organisiert ist.

In der Vergangenheit kam es bereits zu Spannungen zwischen Al-Khabil und der SDF. So wurde er 2017 für mehrere Tage festgehalten, als er versucht haben soll, Kämpfer, die auf der Seite der Türkei gekämpft hatten, in seine eigenen Reihen zu integrieren. Al-Khabil, der vor dem Bürgerkrieg wegen bandenmäßigem Diebstahl in Haft saß, wurde in der Vergangenheit auch Öl-Schmuggel vorgeworfen. Er gilt unter einigen arabischen Stämmen der Region als einflussreich.

Bereits im Juli dieses Jahres kam es zu Spannungen zwischen Al-Khabil und der SDF, die jedoch kurze Zeit später gelöst werden konnten. Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) mit Sitz in London soll Al-Khabil nun geplant haben, 1000 Männer aus den arabischen Großfamilien der Region eigenmächtig in seine Reihen zu integrieren, ohne Absprache mit der SDF.

Die SDF veröffentlichten am Mittwoch eine Pressemitteilung über die Entlassung von Ahmed Al-Khabil, den sie am Sonntag festgenommen hatten.

Darin heißt es, dass “nach zahlreichen Beschwerden aus der Bevölkerung, der Nachverfolgung sowie unter der Begutachtung von zahlreichen Berichten, auf Grundlage eines Haftbefehls der Anklagebehörde der Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien” Ahmed Al-Khabil und vier weitere seiner Mitstreiter entlassen und von all ihren Pflichten befreit werden. Weiter soll er sich strafbar gemacht haben, indem er Verbrechen begangen habe und auch in den Drogenhandel verwickelt sei. Darüber hinaus soll er mit Kräften in Kontakt gewesen sein, “die der Revolution feindlich gesinnt sind”. Auch seine Rolle bei der Bekämpfung des IS wurde negativ bewertet.

Tatsächlich ist der IS in der Region von Deir ez-Zor am aktivsten. Al-Khabil wurde bereits bei seiner Festnahme 2017 fehlendes Engagement im Kampf gegen den IS vorgeworfen. Als der IS 2014 im Höhepunkt seiner Macht war, bot Al-Khabil damals seine Dienste der Terrororganisation an, wobei er vorher drei Jahre lang als einer der Anführer der “Freien Syrischen Armee” (FSA) in Deir ez-Zor wirkte. Erst als der IS seinen Bruder exekutierte, drehte er der Organisation seinen Rücken und schloss sich 2016 mit seiner Miliz der SDF an. 2019 bezeichnete er im Rahmen eines Interviews mit der North Press Agency (NPA) die von der Türkei besetzten Gebiete Nordsyriens als “befreit”, obwohl die Türkei diese Gebiete von der SDF eroberte.

In der Pressemitteilung wurde ferner darauf hingewiesen, dass Al-Khabil seine Position für eigene persönliche Interessen ausnutzen würde, was den Regularien der SDF klar widersprechen würde. Die SDF betonte, dass die Entlassung durch den Deir ez-Zor Militärrat in Übereinstimmung mit dem SDF geschehe.

Die Lage in Deir ez-Zor ist derzeit angespannt. Laut diversen Berichten soll es vereinzelt zu Gefechten zwischen Anhängern Al-Khabils und Kräften des Deir ez-Zor Militärrats und der SDF kommen.

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