“Höllentrip”: Ezidin aus Sklaverei befreit – Idlib als neues Zentrum der Sklaverei?

Kürzlich enthüllte die Ezidin Sherihan Rasho, die aus der Gefangenschaft befreit werden konnte, schreckliche Details über einen angeblich existierenden Markt in Idlib, auf dem Frauen als Sexsklavinnen verkauft werden. Sie sprach bei Al Arabiya über das Leid und die Tragödie, die jahrelang andauerte, und nannte es „einen Höllentrip“ zwischen Raqqa und Idlib. Die genannten Gebiete stehen derzeit unter der Kontrolle der Terrororganisation ‘Hay’at Tahrir ash-Sham’ (HTS), die aus dem syrischen al-Qaida Ableger al-Nusra-Front hervorgegangen ist und heute weite Teile von Idlib beherrscht.

Laut Al Arabiya begann der Höllentrip im Jahr 2017, als der damalige Besitzer von Sherihan sie an zwei weitere Personen verkaufte, die am Handel mit Sexsklavinnen beteiligt waren. Bei den Männern soll es sich um die bekannten „Abu Abdallah al-Dagestani“ und „ Abu Khaled al-Iraqi“ aus Raqqa gehandelt haben. Von 2013 bis 2017 war Raqqa die inoffizielle Hauptstadt des sogenannten “Islamischen Staates” (IS), der Tausende von Ezidininnen verschleppte. Anschließend kam sie nach Idlib, wo sie für etwa einen Monat in ein Untergrundgefängnis gesperrt wurde. Sherihan erzählte, dass dieses Gefängnis als Basis für den Verkauf anderer Frauen aus verschiedenen religiösen und ethnischen Gruppen diente, hauptsächlich Eziden, Christen und auch kurdische Frauen, insbesondere aus der Region Afrin, die 2018 von der türkischen Armee und mit ihr verbündeten syrischen Milizen erobert wurde.

Laut Angaben von Aktivisten auf Al Arabiya ist die Zahl der von HTS verwalteten Gefängnisse gestiegen, wobei diese Gefängnisse geheim und versteckt gehalten werden. Wer sie betritt, schaffe es selten, wieder lebend heraus zu kommen. Darüber hinaus würden dort viele Frauen als Sexsklavinnen verkauft werden, so die Quelle.

Das ezidische Opfer beschrieb, wie sie als Sexsklavin an ein Mitglied des HTS verkauft wurde, der ursprünglich aus dem Gouvernement Idlib stammte. Für eine große Summe von einigen tausend Dollar sei sie weiterverkauft worden.

Nach ihrer schrecklichen Odyssee suchte Sherihan nach Auswegen und schaffte es schließlich über den Zugang zu Social Media ihren Bruder zu finden. Dieser konnte sie nach einer Vereinbarung mit einem Schmuggler herausholen. An einem Kontrollpunkt des Manbidsch-Militärrats der Demokratischen Kräfte Syriens (SDF) wurde sie schließlich herausgelassen. Die SDF sorgte schließlich für ihre sichere Überstellung zu ihrer Familie in Sindschar/Şhengal im Nordirak.

Diese tragische Geschichte der jungen Frau ist nur eine von Tausenden, die vielen Frauen im Nordirak und in Syrien widerfahren sind. Frauen wurden zu den schlimmsten Opfern des Bürgerkriegs. Sie wurden getötet, von ihren Kindern beraubt, sexuell missbraucht, versklavt und vergewaltigt. Viele befinden sich immer noch in Gefangenschaft und ihr Schicksal ist bis heute nicht bekannt.

Die Geschichte der jungen Frau wirft allerdings die Frage auf, ob sich mit dem Sturz des sogenannten Islamischen Staates (IS) der Sklavenhandel mit Frauen von Raqqa nach Idlib verlagert hat. Viele Kämpfer und Mitglieder des IS flüchteten nach der territorialen Niederlage nach Idlib oder in Gebiete, die unter türkischer Besatzung stehen. Hunderte von Ex-Kämpfern der Terrororganisation wurden bei syrischen Oppositionsmilizen, die von der Türkei unterstützt werden oder der HTS wieder erkannt. Es wäre daher nicht verwunderlich, wenn viele der vermissten Frauen in diesen Gebieten auftauchen oder gefunden werden, wo es große kriminelle Schnittmengen zwischen den Organisationen gibt.

 

 

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