In den letzten Tagen vermehrten sich in den sozialen Medien Berichte und Beiträge, wonach kurdische Kämpfer aus Syrien von den USA für den Krieg in der Ukraine rekrutiert werden würden.
Wie sich schnell herausstellte, waren russische Quellen für diese Behauptung verantwortlich. Die staatliche Nachrichtenagentur ‘RIA Novosti’ veröffentlichte am 30. Juni eine Meldung, in der behauptet wurde, dass die USA Kämpfer der Demokratischen Kräfte Syriens (SDF) für den Krieg in der Ukraine rekrutieren würden. Begleitet wurde diese steile These durch angebliche monatliche Zahlungen von 2000 US-Dollar für die Kämpfer der SDF.
Am Freitag legte das ebenfalls staatliche ‘Sputnik’ nach und schrieb, dass die USA über die Autonome Region Kurdistan im Irak 650 Kämpfer der SDF in die Ukraine gebracht hätten. Für all diese Behauptungen gibt es allerdings keine namentlichen Quellen und auch keine Belege. Russische Medien gerieten bereits vor der militärischen Invasion Russlands in der Ukraine in die Kritik und wurden als eine der Hauptquellen für Fakenews identifiziert. Vor der Übernahme Twitters durch Elon Musk, versuchte die Plattform gegen Fakenews vorzugehen und kennzeichnete unter anderem die betreffenden russischen Medien als “staatlich gesteuerte Medien”.
Insofern ist diese Art von Nachrichten eigentlich kein Novum. Die SDF reagierte ihrerseits auf diese Nachrichten und veröffentlichte eine kurze Stellungnahme zu den Vorwürfen. Die SDF bezeichnete die Meldungen als “fabrizierte und abgekartete Nachrichten”, die von “Einheiten, die für ihre unzuverlässigen Quellen bekannt sind”, verbreitet würden. Man beschäftige sich nicht mit Themen außerhalb Syriens.
Zwar kämpfen auf der Seite der Ukraine tatsächlich viele Söldner aus verschiedenen Nationen, jedoch erreichten russische Fakenews mit dieser Behauptung ein neues Niveau. Die Tatsache, dass die SDF selbst im Krieg ist, wird bei der russischen Berichterstattung zur Nebensache. Die SDF ist aufgrund der dauerhaften türkischen Bedrohung und Angriffen einerseits und wegen dem Kampf gegen den IS andererseits im ständigen Alarmzustand. Sie wird bei ihrem Kampf gegen die Terrororganisation ‘Islamischer Staat’ (IS) von den USA unterstützt, die mit knapp 900 Soldaten in der Region stationiert sind.
Der Zeitpunkt der neuen russischen Propaganda ist wenig verwunderlich. Kurz vor diesen Nachrichten, einigten sich Russland, die Türkei, der Iran und Syrien im Zuge der Astana-Gespräche auf eine gemeinsame Linie, in der die Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (AANES), deren Streitkräfte die SDF darstellen, abgelehnt wird. Russland beschuldigte damals die USA, ein “illegales Projekt in Syrien” zu unterstützen und sich an syrischen Ressourcen zu bereichern. Kurz danach kam die Revolte der Wagner-Söldner gegen die Führung Putins. Nun versucht Russland mit abstrusen Behauptungen von der eigenen Thematik abzulenken und die USA in Syrien, wie auch in der Ukraine, als verzweifelten Kriegstreiber darzustellen.