In der Provinz al-Hassaka im Nordosten Syriens wurde der Katastrophenalarm ausgerufen. Die politischen Verantwortlichen der Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien, kurz AANES, erklärten heute die Provinz al-Hassaka zum ‘Katastrophengebiet’, nachdem die Türkei erneut das Wasser für die Region abgestellt hatte. Russland und die syrische Regierung wurden bei der Erklärung der Komplizenschaft bezichtigt.
Die Trinkwasserversorgung für die mehr als eine Million Menschen in der Region wird vor allem durch die Wasserstation Alouk bei der Stadt Serê Kanîyê (arab. Ras al-Ain) an der türkischen Grenze gewährleistet. Doch seitdem die Türkei die Stadt und damit auch die Wasserstation im Zuge einer Militärinvasion seit 2019 besetzt hält, kommt es immer wieder zur Verringerung oder gänzlichen Abstellung der Wasserzufuhr in die Region. Laut Angaben der Trinkwasserbehörde der AANES wurde seitdem mehr als 40 Mal das Wasser abgestellt. Beim letzten Mal für mehr als 8 Monate.
Die Folgen für die Menschen in der Region sind gravierend. In der Region ist es überdurchschnittlich warm. In den letzten Jahren kam es außerdem zu großen Dürrephasen. Aufgrund des Wassermangels und Wasserverschmutzung brachen in der Vergangenheit verschiedene Krankheiten in der Region aus, darunter auch eine Cholera-Epidemie.
Nachdem unter der Vermittlung von der UNICEF die Wasserversorgung Anfang Juni wieder aufgenommen wurde, ist diese nun erneut abgebrochen worden, so dass die AANES die Stromversorgung für die Wasserstation ebenfalls abgestellt hat. Laut der Vereinbarung sollte die AANES den nötigen Strom liefern und im Gegenzug Wasser erhalten, doch obwohl die Stromversorgung seit April schon gewährleistet wurde, kam bis zum Juni nichts an.
Die Region beklagt seit langem, dass die Türkei kontinuierlich Wasser als Waffe einsetzt. Nicht nur an der Wasserstation bei Alouk wird die Wasserzufuhr blockiert, sondern auch bei den Flüssen, die über die Türkei nach Syrien fließen. Der Nebenfluss Chabur des Euphrats ist in Nordsyrien dadurch fast vollständig ausgetrocknet worden.
Issa Younes, Ko-Vorsitzender der Generalbehörde für die Trinkwasserversorgung der AANES, beklagte gegenüber der North Press Agency, dass die Menschen unter den Folgen leiden würden und die Praxis “ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit” darstellt. Tatsächlich ist diese Praxis nach internationalen Regularien verboten. Doch da die Türkei auf keine internationale Reaktion stößt, hält sie seit Jahren an diesen Praktiken fest.