Wagner-Söldner gegen Putin: Was das für die Ukraine, Afrika und den Nahen Osten bedeutet

Die ganze Welt schaut gebannt nach Russland, wo Söldner der Privatarmee Wagner um den berüchtigten Jewgenij Prigoschin sich gegen Wladimir Putin und die politische Führung Russlands gestellt haben. Prigoschin rief kürzlich zum Widerstand auf. Inzwischen sei die Großstadt Rostow am Don bereits unter der Kontrolle der Privatarmee, die nun laut mehreren Berichten auf dem Weg nach Moskau sein soll.

Wladimir Putin bezeichnete in einer Fernsehansprache Prigoschin und die Aufständischen als Verräter, ohne ihre Namen explizit zu nennen. Den Verrätern drohte er eine “baldige Bestrafung” an. Die russischen Streitkräfte erhielten den Befehl zur Neutralisierung der bewaffneten Aufständischen. Bislang hat als einziger Staatschef der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan seine Unterstützung für Putin bekundet. Laut Angaben des Kremls telefonierte Putin mit dem türkischen Präsidenten, wobei Erdogan ihm seine Unterstützung ausgesprochen haben soll.

Die internen Kämpfe in Russland werden die militärische Lage in der Ukraine mit großer Wahrscheinlichkeit ändern. Unter Putins Führung gewann die Söldnerarmee unter Teilen der russischen Bevölkerung an enormen Ansehen und Kraft. Mittlerweile sollen ihr mindestens 50.000 Kämpfer angehören. Noch ist nicht abzusehen, wie sich die Kämpfe auf die Ukraine auswirken werden, jedoch ist eine Schwächung an der Front abzusehen, da die Kämpfe in Russland sich auch in der Ukraine bemerkbar machen werden. An vielen Fronten stehen Söldner der Wagner-Gruppe. Der strategisch wichtige Sieg in Bachmut wurde auch den Söldnern zugeschrieben, die diesen unter sehr hohen Verlusten erlangten. Immer wieder kritisierte Prigoschin in der Vergangenheit die russische Kriegsführung. Nun rief er seine Söldner zum Widerstand auf. Auch an der Front wird es zu Brüchen kommen, die die Ukrainer zu ihrem Vorteil nutzen können.

Doch auch anderswo werden diese Kämpfe Nachwirkungen haben. In Afrika sind Söldner der Gruppe Wagner in vielen Staaten präsent. In Zentralafrika zum Beispiel gibt es eine enorme russische Präsenz. Es sind vor allem Söldner dieser Privatarmee, die Funktionen wie Ausbildung des Militärs und Personenschutz ausüben, aber auch an internen Machtkämpfen teilgenommen haben. Diese Söldner sind für einige Machthaber in Afrika eine Stütze ihrer Herrschaft. Es ist kaum vorstellbar, dass Putin stattdessen eigene Truppen in diese Staaten entsendet. Wenn nun diese Unterstützung wegfällt, könnte es in den brüchigen Staaten Afrikas wieder zu blutigen internen Konflikten kommen.

In Syrien, wo Putin mit seiner Entscheidung, in den Bürgerkrieg zu intervenieren, die Herrschaft von Bashar al-Assad sichern konnte, ist die Wagner-Gruppe ebenfalls aktiv. Auch hier sind sie vor allem in der Funktion als Ausbilder aktiv. Daneben waren sie auch für die Rekrutierung von syrischen Kämpfern zuständig, die unter anderem in der Ukraine zum Einsatz kamen. Infolge der Entscheidung Putins, ist es wahrscheinlich, dass die Angehörigen der Wagner-Gruppe in Syrien nun ebenfalls aus ihren militärischen Diensten ausscheiden werden.

Die Kämpfe in Russland werden die Kapazitäten Russlands auslasten. Es ist nicht vorherzusagen, welche Szenarien noch entstehen werden. Es könnte an allen Fronten und Lagen, wo Russland involviert ist, zu größeren Brüchen kommen. Die militärische Lage in der Ukraine, aber auch in Syrien könnte sich in einem rapiden Tempo ändern. Was für die Ukraine einen Vorteil bedeuten würde, würde für Bashar al-Assad einen großen Nachteil bedeuten und seine Herrschaft ins Wanken bringen. In Afrika ist ebenfalls Vorsicht geboten. Interne Konflikte könnten auch hier ungeahnte Ausmaße annehmen, wenn die russische Präsenz und Stütze wegfällt.

 

 

 

Das könnte dir auch gefallen