In Bismil bei Diyarbakir (kurd. Amed) im Südosten der Türkei kam es heute Mittag zu einem Blutbad mit 9 Toten und zwei Verletzten. Nach einem Bericht der Mezopotamya Agentur (MA) ging dem Vorfall ein Streit über 20 Hektar Ländereien voraus. Demnach sollen sich die miteinander verwandten Familien Alyamaç und Taş über die Ländereien, auf denen Weizen angebaut wurde, schon seit längerem uneins gewesen sein. Nachdem auf einem der Felder Feuer gelegt wurde, gingen die Familien mit Schnellfeuerwaffen des Typs AK-47 aufeinander los. Auf verpixelten Aufnahmen ist zu sehen, wie mehrere Menschen leblos mit ihren Waffen auf dem Boden liegen.
Nach dem Vorfall wurde das Dorf von Sicherheitskräften abgeriegelt. Mindestens acht Personen wurden festgenommen.
In der Türkei kommt es immer wieder zu solchen Vorfällen, hauptsächlich im kurdisch geprägten Südosten des Landes. Dabei werden auch viele Familien im Rahmen des sogenannten “Dorfschützer”-Systems vom Staat bewaffnet und finanziert , damit diese die türkische Armee bei der Bekämpfung der PKK unterstützen. Daneben gibt es in der Region auch viele bewaffnete Großfamilien, deren Status vom Staat toleriert wird. Doch immer wieder werden diese Waffen auch für private Fehden, wie in diesem Fall, eingesetzt. 2009 richteten sogenannte ‘Dorfschützer’ in Mardin (kurd. Mêrdîn) ein Massaker mit 44 Toten bei einer Verlobungsfeier an.
Ob es sich in diesem Fall auch um Dorfschützer handelt, ist noch unklar, jedoch ist es bedenklich, dass so viele Schnellfeuerwaffen eingesetzt wurden.
Mehmet Ali Aslan, Ex-Abgeordneter der HDP, sagte, dass die Verantwortung für diese Tat bei der Regierung liegt. Zwischen 2015 und 2017 habe er mehrfach im Parlament auf das Problem der Ländereien-Streitereien aufmerksam gemacht. 2017 hatte Aslan tatsächlich mit dem Ziel, diesem Problem ein Ende zu setzen, einen Gesetzentwurf dem Parlament vorgelegt, der jedoch mit den Stimmen der regierenden AKP und MHP abgelehnt wurde. Er fragte schließlich auf Twitter: “Wer ist schuldig, wer sind die Schuldigen? Entscheidet selbst!”