Amnesty International: „Misshandlungen der türkischen Behörden nach dem Erdbeben“

Amnesty International und Human Rights Watch (HRW) gaben heute bekannt, dass Polizisten im Erdbebengebiet der Türkei Menschen wegen des Verdachts auf Diebstahl und Plünderung geschlagen, gefoltert und anderweitig misshandelt haben. Eine Person, die Gewalt durch die Polizei ausgesetzt war, starb, nachdem sie in der Haft gefoltert worden war. Es war nicht immer klar, ob die Verdächtigen sich wirklich haben was zu Schulden kommen lassen.

Nach dem Erdbeben in der Türkei wurden mancherorts Wohnungen und Geschäfte geplündert. In der Erklärung kommen die Organisationen zu dem Schluss, dass „Strafverfolgungsbeamte den Ausnahmezustand als Lizenz zur Folter und sogar zum ungestraften Töten betrachten“. Amnesty International und HRW gaben an, die Vorwürfe beim Innenministerium eingereicht zu haben. Das Ministerium antwortete, dass Übergriffe durch Agenten und Truppen zwar unter keinen Umständen erlaubt seien, wies die Vorwürfe jedoch als unbegründet ab.

Die NGOs haben Schlussfolgerungen gezogen, nachdem sie mit mehr als dreißig Augenzeugen gesprochen hatten, darunter Personen, die selbst behaupten, dass sie misshandelt wurden. Die Organisationen analysierten auch Aufnahmen der Missbräuche, die in den sozialen Medien kursierten. In der Erklärung heißt es, dass die meisten Übergriffe in Antakya in der schwer betroffenen Provinz Hatay stattfanden. Die Opfer wurden vor Ort von der Polizei festgenommen, aber nicht auf eine Wache gebracht. Nach Angaben der Opfer wurden sie getreten, geschlagen und teilweise beschimpft.

Einer der sehr schwerwiegenden Foltervorwürfe der Gendarmerie und Polizei von Adıyaman wurde der Generalstaatsanwaltschaft von Diyarbakir von Anwälten gemeldet, die fünf kurdische junge Männer aus Diyarbakır vertraten, welche in einer Gruppe von sieben nach Adıyaman gingen, um bei den Such- und Rettungsbemühungen zu helfen. Sie gaben an, dass die Gendarmen sie ohne jede Erklärung von dem Ort abgeholt hätten, an dem Rettungsbemühungen im Gange seien. Die Opfer erklärten auch, dass sie in ein Zelt voller Gendarmen und Polizisten gebracht wurden, die sie der Plünderung oder des Diebstahls beschuldigten. Vier oder fünf Gendarmen, ein Polizist und ein paar Leute in Zivil haben sie geschlagen. „Einer der Männer wurde nach dem Vorfall mit einer schweren Augenverletzung ins Krankenhaus eingeliefert“, heißt es in der Erklärung. Forscher haben auch sieben syrische Flüchtlinge interviewt, die nach Antakya kamen, um bei der Rettung der Erdbebenopfer zu helfen. Die Flüchtlinge erklärten, dass Polizei, Gendarmen und Soldaten sie ebenfalls Misshandlungen ausgesetzt hätten.

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