Während auf der ganzen Welt Kurden, Perser, Belutschen, Afghanen und einige Turkvölker Newroz feiern, wurde der Tag für einige Kurden in Jindires bei Afrin im Nordwesten Syriens zum Albtraum.
In Jindires versammelten sich am Abend des 20. März einige Kurden, um das traditionelle Neujahr Newroz feiern zu können. Als die Menge das Feuer für die Feierlichkeiten anzünden wollte, kam es zur Diskussion mit Mitgliedern der islamistischen Miliz Ahrar al-Sharqiya, die Teil der Syrischen Nationalarmee (SNA) ist. Die SNA wurde unter türkischer Führung gegründet und vereint verschiedene bewaffnete Oppositionsfraktionen, die in den türkischen Besatzungszonen zusammen mit der terroristischen Hay’at Tahrir ash-Sham (HTS) die Verwaltung ausüben.
Die Mitglieder der Ahrar al-Sharqiya eröffneten das Feuer auf die Menge und töteten dabei vier Männer zwischen 18 und 43 Jahren, die alle zur selben Familie gehörten. Bei den getöteten Männern handelt es sich um Muhammad Nazmi Othman (18), Nazmi Othman (38), Muhammad Othman (42) und Farah Al-Din Othman (43). Außerdem wurden zwei weitere Menschen schwer verletzt.
Elham Ahmad, Ko-Vorsitzende des Exekutivkomitees der Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien sagte dazu: “Terroristische Fraktionen haben vier Zivilisten in Jindires, Afrin getötet, die das Newroz-Feuer legen wollten. Die Türkei und von ihr unterstützte terroristische Fraktionen sind für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Afrin verantwortlich. Wir rufen die Vereinten Nationen und Menschenrechtsorganisationen dazu auf, diese Verbrechen zu untersuchen, zu beenden und die Verantwortlichen dafür zur Rechenschaft zu ziehen”.
Noch am Abend des Vorfalls kam es zu spontanen Demonstrationen in Jindires, die sich am 21. März zu Massenprotesten entwickelten. Die Demonstranten forderten Vergeltung für die Mörder und ein Ende der Willkürherrschaft der SNA-Fraktionen sowie ihren Rückzug aus der Region.
Am 18. März war der fünfte Jahrestag der türkischen Invasion in Afrin. Die Region ist seitdem unter türkischer Besatzung. Über 300.000 Kurden wurden seitdem gewaltsam aus der Region vertrieben. Ihr Anteil ist von über 90 % auf unter 30 % gesunken. Jindires wurde kürzlich schwer vom Erdbeben getroffen. Menschenrechtsorganisationen berichteten, wie SNA-Fraktionen die humanitäre Hilfe beschlagnahmten und wie Kurden bei der Erdbebenhilfe ausgeschlossen wurden.