Nach dem jüngsten verheerenden Erdbeben, das den Nordwesten Syriens und die Südtürkei am 06. Februar 2023 erschütterte, wurden zusätzlich zu den mittlerweile mehr als 50.000 Todesopfer in beiden Ländern schwere Schäden an der zivilen Infrastruktur gemeldet.
Die syrische Zivilbevölkerung ist dabei besonders verwundbar, da sie zusätzlich die Last des andauernden Bürgerkriegs tragen müssen. Insbesondere im Nordwesten des Landes, wo das Erdbeben die schwersten Schäden hervorbrachte, sind sie zudem oft Opfer der anhaltenden Feindseligkeiten zwischen kriegführenden Oppositionsgruppen oder ihrer Willkür, die zu Vertreibungen, Plünderungen und Gewalttaten sowie abscheulichen Menschenrechtsverletzungen führen. In Syrien herrschte bereits das Chaos, was nun durch das Erdbeben weiter vertieft wurde.
Nun wurde auch bekannt, dass auch die Häuser und Wohnungen, in denen sie leben, kaum Sicherheit bieten. Erst vor kurzem hat ein Regierungsbeamter erschreckende Details über die baufälligen Gebäude des Landes bekannt gegeben, die laut Angaben von Experten des Innenministeriums den Auswirkungen eines erneuten Erdbebens nicht standhalten könnten, da nur 5 Prozent aller Gebäude im Land regelmäßig Qualitätskontrollen unterzogen wurden, während die restlichen 95 Prozent weder ausreichend überprüft noch den Mindestsicherheitskriterien und -standards entsprachen.
Issam Melhem, Mitglied des Syrischen Verfassungsausschusses, beschrieb den erschütternden Zustand mit folgenden Worten: „Bei einem erneuten Erdbeben wird es enorme Verluste geben; von den meisten Gebäuden wissen wir nicht, wie sie gebaut wurden oder welche spezifischen Materialien verwendet wurden. Tatsächlich verfügen die Erbauer der Gebäude über keinerlei bautechnisches Know-how“.
Aus diesem Grund führen Vertreter der syrischen Regierung den Einsturz der Gebäude auf grundlegende Fehler und Lücken in Konstruktion und Design sowie auf die Verwendung falscher Materialien zurück, was auf das Fehlen eines bewährten Konstruktionssystems oder rechtlicher Vorgaben hindeutet. Darüber hinaus berichteten einige Quellen auch von beauftragten Bauherren, die an benötigten Zementmengen sparten und erdbebensichere Wände durch andere Blöcke ersetzten. Diese Ergebnisse sind ein Beispiel für die Korruption innerhalb der staatlich geführten Institutionen, wo es faktisch keine Kontrolle und Überwachung zum Wohle der Sicherheit des syrischen Volkes gibt.