Target Platform – Ahmad Qatma
Über die Ereignisse des verheerenden Erdbebens, das sich in der Morgendämmerung des 6. Februar in der Südtürkei und im Nordwesten Syriens ereignete, kursieren immer noch Geschichten und Erzählungen, auch im ebenfalls schwer getroffenen Distrikt Jindires, im ländlichen Afrin.
Schockierende Aussagen sowie verschiedene Videoclips und aufgenommene Stimmen aus der Region zeigen die generelle Rassendiskriminierung der kurdischen Opfer der Erdbebenkatastrophe, die die einheimische Bevölkerung der Region stellen. Während der Beseitigung der Trümmer, der Beerdigung der Opfer oder der Verteilung von Hilfsgütern wurde das sehr deutlich. Diese Aussagen werden nach dem Erdbeben immer mehr zur postkatastrophalen Realität. Diese Realität verbirgt noch viele weitere Tragödien und herzzerreißende Geschichten über die bewaffneten Fraktionen der von der Türkei unterstützten „Syrischen Nationalen Armee“ (SNA), wie diese mit den Opfern des Erdbebens umgehen, sowohl mit den Verstorbenen als auch mit den Überlebenden.
Wie die unterschiedliche Zusammensetzung von Jindires ausgenutzt wird
Nachdem die Türkei 2018 die Operation “Olivenzweig” in der kurdischen Region Afrin durchgeführt hat, wurde die Demografie von Jindires wie auch im restlichen Afrin durcheinander gebracht. Die Invasion führte zur Vertreibung eines Großteils der einheimischen Bevölkerung, wobei gleichzeitig Hunderttausende Vertriebene aus den ländlichen Gebieten von Damaskus, Homs, Hama, Aleppo, Deir ez-Zor und anderen Gebieten angesiedelt wurden. Darüber hinaus ignorieren viele Menschen die Herkunft der Anwohner, die in ihrer Umgebung leben, was anscheinend die Adoption bewaffneter Gruppen für Familien, die unter den Trümmern ihr Leben verloren haben, erleichtert hat, um materiellen Gewinn zu erzielen.
Diesbezüglich sagte “Suzdar”, ein Bewohner der Stadt Jindires, in einer Aussage gegenüber der “Target Platform”: “Die Bevölkerungszusammensetzung von Jindires wird aus benachbarten Dörfern gebildet, und in einigen Fällen konnten die Familien der Betroffenen von Jindires sie wegen der unterbrochenen Nachrichten, des Internets und der Kommunikationsmittel erst am Morgen des Erdbebens erreichen”.
Dies ist ein Fall, der die Behauptungen der Kämpfer der syrischen Opposition erleichterte, dass die betroffenen Familien zu ihnen gehören würden, wie “Suzdar” berichtet: “Stellen Sie sich vor, bewaffnete Männer der Fraktionen, die wussten, dass die Bewohner der eingestürzten Häuser Kurden waren, holten die Opfer unter den Trümmern heraus, wobei der Schmuck und das Gold sich noch auf den Körpern der weiblichen Opfer befand”.
Er fügte hinzu: “Einer der bewaffneten Männer behauptete, diese Familie gehöre zu ihm und dieses Haus seins sei, und dann nahm er die Leichen der Opfer in sein Auto und fuhr sie nach Afrin. Auf dem Weg wurden den weiblichen Opfern all ihr Gold und Schmuck, wie Armreifen, Ohrringe und Halsketten ausgezogen. Dann übergab der bewaffnete Kämpfer die Leichen der Opfer einem Krankenhaus in Afrin und behauptete, er habe sie unter den Trümmern herausgeholt.“
Dies sind keine Einzelfälle
Was die Erzählungen von “Suzdar” angeht, ist dies bei weitem kein Einzelfall, da es noch viele weitere solcher Fälle geben würde, wie “Suzdar” erzählte: “In einem Fall legte der bewaffnete Mann die Leichen vor das Hauptquartier der Zivilpolizei in Afrin, während ihre Verwandten erst dann eintrafen, nachdem die Leichen exhumiert und weggebracht worden waren. Als die Familien der Opfer nach ihnen suchten, erkannten sie, dass die Leichen bereits entfernt worden waren, und so machten sie sich auf die Suche in den umliegenden Gebieten, während die bewaffneten Männer praktisch ihre Verwandten unter den Trümmern herausgeholt hatten, ihnen Schmuck und Gold abgenommen und sie vor das Hauptquartier der Zivilpolizei geworfen hatten.“
Er fuhr fort: “Die Leichen der Opfer wurden in Krankenhäuser, zur Zivilpolizei oder zu Massengräbern gebracht, ohne die Identität der Opfer und die Orte, an denen sie gefunden wurden, anzugeben. Dementsprechend sorgte der Zivilschutz für eine Massenbestattung der Leichen der nicht identifizierten Opfer, was dazu führte, dass die Leichen miteinander vermischt wurden (Einwohner und Bürger von außerhalb des Gebiets), einschließlich eines jungen Mannes aus dem Gebiet Scheikh al-Hadid, der in einem Massengrab beigesetzt wurde”.
Der Zeuge bedauert, dass nicht alle Opfer vor ihrer Bestattung in den Massengräbern fotografiert wurden, vor allem nicht am ersten Tag des Erdbebens, da jeder, der zu dieser Zeit in Massengräbern bestattet wurde, aufgrund des starken Regens und der sehr kalten Witterung generell als unbekannt eingestuft wurde. Daher wurden weder die Opfer gefilmt noch die Orte ihres Todes dokumentiert, was für die Familien der Opfer hilfreiche Informationen sein könnte, um sie in der Zukunft wiederzufinden.
Ähnliche Fälle auch in Afrin
Es scheint nicht so, als ob diese Vorfälle auf das Zentrum der Stadt Jindires begrenzt wären, die die größten Schäden durch das Erdbeben erlitten hat. Auch in der Stadt Afrin, wo weniger Häuser einstürzten und wo weniger beschädigt wurde, gab es ähnliche Vorfälle.
Target wollte von zivilen Personen aus der Stadt wissen, ob dort ähnliche Vorfälle aufgetreten sind und die Antworten lassen darauf hindeuten, dass diese Vorfälle dort auch stattgefunden haben. ‘Abu Walat’, ein einheimischer kurdischer Zivilist aus der Stadt, sagte in einem exklusiven Interview mit der Target Platform: “In einem Gebäude namens Darouzi-Gebäude, das sich in der Altstadt von Afrin in der Nähe des Hauses der Familie Naous befindet, war einer seiner Bewohner der kurdische Bürger Jihad Karad, der Buchhalter des Cihan-Krankenhauses, der zusammen mit seinem Sohn bei dem Erdbeben ums Leben kam”.
Er fuhr fort: “Nachdem das Gebäude wegen des Erdbebens einstürzte, zogen die Bewohner die Opfer unter den Trümmern heraus. Die erste Person, die herausgezogen wurde, war die Frau eines Mitglieds der Familie Darouzi, und sie trug Schmuck in der Hand. Einer der Bewaffneten nahm sie unter dem Vorwand mit, sie ins Krankenhaus zu bringen, aber die Leiche der Frau verschwand danach”.
Die Überraschung war groß, als die Frau später begraben wurde, nachdem ihr Schmuck gestohlen worden war, wie ‘Abu Walat’ berichtet: “Die Verwandten suchten nach ihr in den Trümmern, konnten sie jedoch nicht finden und stellten so fest, dass die Leiche der Frau nicht da war. Nachdem ihre Fotos in WhatsApp-Gruppen veröffentlicht wurden, um sie identifizieren zu können, wurde festgestellt, dass sie in der Stadt Qibtan al-Jabal, nordwestlich von Aleppo, begraben wurde. Ihre Familie ging dorthin und brachte ihren Leichnam zurück, allerdings ohne jeglichen Schmuck am. Körper”.