Woher kommen die Waffen des Islamischen Staates? Untersuchungsorganisation mit brisanten Ergebnissen

Die in Großbritannien ansässige Untersuchungsorganisation Conflict Armament Research (CAR), die zu Waffen und Militärmaterial in Konfliktgebieten forscht, hat in Nord- und Ostsyrien eine Feldstudie zu der Herkunft von den Waffen der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) durchgeführt und dabei charakteristische Kennzeichen an den erbeuteten Waffen entdeckt.

Die CAR dokumentierte insgesamt neun Waffen und die zugehörige Munition, die bei drei verschiedenen Gefängnisausbruchsversuchen des IS zwischen 2021 und 2022 verwendet und von den Sicherheitskräften von Nord- und Ostsyrien beschlagnahmt wurden. Darunter waren auch Waffen aus dem versuchten Gefängnisausbruch vom Januar 2022, als der IS mit hunderten Kämpfern tagelang das Gefängnis von al-Sina’a bei al-Hasaka belagerte, um inhaftierte IS-Kämpfer zu befreien.

Bei den untersuchten Waffen handelte es sich um sieben AK-Sturmgewehre, ein leichtes Maschinengewehr und eine Panzerfaust, die alle unabhängig voneinander produziert wurden.

Die CAR bestätigte, dass sie zuvor noch nie auf diese Kennzeichnungen gestoßen wären und stellten fest, dass die Kennzeichnungen unabhängig vom Waffenproduzenten erst später von einer Sammelstelle mittels einer Dot-Pen-Kennzeichnung angebracht wurden.

Experten des CAR-Untersuchungsteams konnten anschließend die Kennzeichnung auf Werbematerial und Munition zurückverfolgen, die von der sogenannten “Syrischen Nationalen Armee (SNA)” ausgegeben wurden. Die SNA wurde Ende 2017 unter türkischer Führung gegründet und vereint diverse bewaffnete oppositionelle Gruppen, die allesamt von der Türkei bewaffnet und unterstützt werden. In den türkischen Besatzungsgebieten in Nordsyrien üben sie unter türkischer Aufsicht oft die Verwaltung aus und sind in diverse Kriegsverbrechen sowie Menschenrechtsverletzungen involviert.

Das Werbematerial der SNA und die ausgegebene Munition mit derselben Kennzeichnung wie bei den untersuchten Waffen führten bei der CAR zur Annahme, dass die Waffen ursprünglich von der SNA stammen. Gestützt wurde diese Annahme durch “vertrauliche Quellen in Nordostsyrien mit Expertise in der Kennzeichnungspraxis der SNA”.

Mittels eines speziellen Verfahrens konnte das Untersuchungsteam der CAR eine mögliche Zuordnung der Kennzeichnung ermitteln. Demnach stehen die ersten drei Ziffern für die Gruppierung, für die die Waffen gedacht waren, und die getrennten letzten vier Ziffern für eine sekundäre Seriennummer.

Die Experten des Untersuchungsteams konnten jedoch keine festen Rückschlüsse über die Erlangung der Waffen durch den IS herstellen. Möglich wären demnach der oft erwähnte Waffenschmuggel zwischen SNA-Fraktionen und dem IS sowie eine Erbeutung oder Diebstahl der Waffen durch den IS. Um eine endgültige Antwort auf diese Fragen geben zu können, kündigte die CAR an, weiter an der Quelle dieser Waffen zu suchen.

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