Afrin: Türkischer Geheimdienst entführt 6 Zivilisten aus dem Dorf Kafr Zeit

Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) entführten Mitglieder des türkischen Geheimdienstes MIT und ihre Spitzel sechs Bürger aus dem Dorf Kafr Zeit im Distrikt Jindires im besetzten Afrin.  Die Spitzel aus der sogenannten „Zivilpolizei“ führten gemeinsam mit türkischen Sicherheitskräften und Dutzenden von Militärfahrzeugen Razzien in den Dörfern Kafr Zeit und Baflour durch, wobei sechs namentlich bekannte Männer im Alter zwischen 32 und 40 Jahren entführt wurden.

Die Zivilisten wurden der “Zusammenarbeit mit der Selbstverwaltung “ oder der „Kommunikation mit Verwandten, die in Gebieten leben, die von kurdischen Kräften oder Regimekräften kontrolliert werden“ beschuldigt.

In al-Bab hingegen hatte eine gemeinsame Patrouille der „Militärpolizei“ vor der „Al-Boushi“-Moschee im Zentrum der Stadt willkürlich einen Bürger festgenommen, ohne einen Anklagepunkt vorzuweisen.

Im besetzten Afrin wurden seit Anfang des Jahres 27 Entführungen von Zivilisten registriert, die in Zusammenhang mit dem türkischen Geheimdienst und seiner Helfer stehen. Viele Beobachter führen diese groben Menschenrechtsverletzungen auf einen Versuch der türkischen Streitkräfte zurück, die einheimischen Bewohner der besetzten Gebiete zu erpressen, um sie zur Auswanderung und zur Aufgabe ihres Eigentums zu zwingen, mit dem Ziel, die Bevölkerungsstruktur dieser Gebiete nachhaltig zu verändern.

Im ursprünglich mehrheitlich kurdischen Afrin wurden seit der türkischen Invasion 2018 mehr als 300.000 Menschen vertrieben und durch geschätzte 500.000 Neuansiedlungen ersetzt. Seitdem wird die Region unter türkischer Aufsicht von verschiedenen syrischen Oppositionsgruppen verwaltet, wozu auch die Hayat Tahrir ash-Sham (HTS) gehört, die als syrischer Arm der Al-Qaida gilt und international mehrheitlich als Terrororganisation eingestuft wird. In Afrin sind systematische Menschenrechtsverletzungen gegen die einheimische Bevölkerung alltäglich, wobei es auch immer wieder zu internen Auseinandersetzungen der syrischen Oppositionsgruppen kommt, oft auch mit tödlichen Folgen für die Beteiligten und unbeteiligten Zivilisten. Obwohl der systematische Bevölkerungsaustausch der Türkei gegen die Genfer Kriegskonventionen verstößt und international bekannt ist, wurde die Türkei für diese Politik bis heute nicht zur Rechenschaft gezogen.

 

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