Die Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (AANES) bekam am Montag hohen diplomatischen Besuch aus Spanien. Eine spanische Delegation unter der Leitung von Guillermo Anguera, Berater im spanischen Außenministerium, fand sich zu Gesprächen in der Region ein.
Fener Al-Kait, stellvertretender Ko-Vorsitzender des Büros für Außenbeziehungen der Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien, und Khaled Ibrahim als Vertreter der Selbstverwaltung sowie Lana Hussein als Vertreterin des YPJ-Büros und Huwayda Mohammed Salim Mohammed als Stellvertreterin der Frauenorganisierung empfingen ihre spanischen Gäste.
Während des Treffens diskutierten beide Seiten über die politische Lage in Syrien. Beide Seiten waren sich über die Notwendigkeit einer Lösung der syrischen Krise gemäß der Resolution 2254 der Vereinten Nationen einig. Weitere Gesprächsthemen waren die humanitäre und wirtschaftliche Lage sowie die Sicherheitslage in der Region.
Fener Al-Kait erklärte, die Selbstverwaltung akzeptiere den syrischen nationalen Dialog als Grundlage für die Stabilität im Land und für eine gerechte politische Lösung im Interesse aller Syrer. Die Selbstverwaltung versuche weiterhin, ihre Einheit zu bewahren, während sie aber auch betont, dass die Einheit Syriens erst mit der Beendigung der türkischen Besatzung und ihrer Praktiken gegen die syrische Einheit und gegen die Syrer beginnt.
Er erklärte der spanischen Delegation, dass die syrisch-türkische Annäherung nicht im Interesse Syriens und der Syrer sei. Angesichts der Kriegsmentalität und der anhaltenden Besatzung durch die Türkei könne dies nicht der Fall sein.
Al-Kait sprach außerdem über die schwere wirtschaftliche und humanitäre Situation in der Region. In diesem Zusammenhang erörterte er, dass die anhaltende Schließung des Grenzübergangs in Al-Yarubiyah (Til Koçer) die wirtschaftliche und humanitäre Lage verschärfe und eine Ungerechtigkeit für Millionen Menschen in Nord- und Ostsyrien darstelle, unabhängig davon, ob es sich um die einheimische Bevölkerung oder sich aus anderen Teilen Syriens dort niedergelassene Menschen handele. Der Grenzübergang an der syrisch-irakischen Grenze wird seit Jahren durch ein Veto Russlands im UN-Sicherheitsrat geschlossen gehalten, obwohl dieser Grenzübergang der einzige direkte Weg zu den humanitären Hilfsgütern wäre. Die Selbstverwaltung beklagt seit Jahren, dass humanitäre Hilfe in der Region kaum ankommt, obwohl diese dringend benötigt wird.
Darüber hinaus betonte er, dass die Bedrohungen der Türkei, in Nord- und Ostsyrien einzumarschieren, zu einer neuen humanitären Katastrophe sowie zu Vertreibungen, Morden und zur Rückkehr des Terrorismus führen würde, was dem Willen der internationalen Koalition widerspreche, Frieden und Sicherheit in Nord- und Ostsyrien aufrechtzuerhalten.
Guillermo Angera sprach der Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien seinen Dank aus und sagte: “Ich möchte der Selbstverwaltung und den Demokratischen Kräften Syriens (SDF) für die Aufrechterhaltung der Sicherheit und Stabilität in der Region und den Kampf gegen den IS danken.”
Angera betonte weiter, dass Spanien die Selbstverwaltung in allen humanitären, wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Aspekten und innerhalb der Internationalen Koalition unterstützen werde.
Nach dem Treffen wurden zwei Spanierinnen und 13 Kinder aus Camps und Lagern, wo Familienangehörige des Islamischen Staates (IS) festgehalten werden, den spanischen Behörden übergeben, wie aus einem offiziellen Übergabedokument zwischen der Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien und dem spanischen Staat hervorgeht.
Die Camps und Lager mit IS-Mitgliedern und ihren Familienangehörigen stellen weiterhin ein großes sicherheitspolitisches Risiko dar für die Region. Unter ihnen sind auch weiterhin tausende ausländische Insassen und Bewohner, weswegen die Selbstverwaltung immer wieder an die Internationale Gemeinschaft appelliert, ihre Staatsbürger zurückzuführen.