„Die Türkei muss sofort ihre Attacken auf unsere Region stoppen”- Online-Konferenz mit SDF-Generalkommandeur Mazloum Abdi
Am 26. November 2022 fand eine Online-Pressekonferenz statt, bei der inklusive der Media Target Platform mehr als 60 arabische und kurdische Medienunternehmen, Websites, Zeitungen und TV-Sender teilnahmen.
Während der Konferenz wurden die neuesten Entwicklungen und Vorfälle in Nord- und Ostsyrien diskutiert, vor allem im Bezug auf die andauernden Bombardements und Attacken der Türkei. Die Teilnehmer hatten im Anschluss die Möglichkeit Fragen zu stellen.
Bezüglich der Rolle und der offiziellen Haltung der US-Regierung, beantwortete das Außenministerium der USA Fragen der Target Media Platform. Dabei wurde versichert, dass die USA vehement jegliche militärische Aktionen ablehnt, die zur Destabilisierung Syriens beitragen. Die Attacken würden in diesem Kontext das Leben der Zivilbevölkerung gefährden und die Anstrengungen der internationalen Anti-IS-Koalition die terroristische Bedrohung des IS zu beseitigen, untergraben.
Diesbezüglich sagte Mazloum Abdi, dass die US-Regierung in Person von Brett McGurk als Koordinator des Nationalen Sicherheitsrats die Missbilligung der kontinuierlichen Attacken der Türkei auf die Region verlautbaren ließ. Die US-Regierung sei mit der türkischen Regierung in Kontakt, um die aktuelle Aggression zu unterbrechen. Eine Bedingung für die Beendigung der Attacken, wie es in manchen Medien hieß, ist tatsächlich eine falsche Information und widerspiegelt nicht die offizielle Position der US-Regierung.
Mazloum Abdi betonte, dass die militärischen Kräfte vor Ort mit großem Widerstand auf eine mögliche Intensivierung der türkischen Attacken antworten werde. Dazu gehöre auch die vielfach berichtete Wahrscheinlichkeit einer großangelegten Bodenoffensive mit den Hauptzielen Manbidsch, Kobane und die Region al-Shahba mit der Stadt Tall Rifaat.
Mazloum Abdi bestätigte auch nochmal im Hinblick auf den Anschlag in İstanbul am 13. November 2022, der als Rechtfertigung der aktuellen Angriffe dient, dass niemand in Nord- und Ostsyrien in den Anschlag verwickelt ist. Außerdem äußerte er erneut seinen Willen und die Bereitschaft mit jeglicher investigativen Kommission zu kooperieren, die den wahren Hintergrund des Istanbulanschlags aufdecken will. Er bestätigte auch erneut, dass die beschuldigte Bombenlegerin ernsthafte Verbindungen zum IS habe.
Zum Schluss verlangte Mazloum Abdi einen sofortigen Stopp der türkischen Attacken, die vornehmlich Zivilisten und die regionale Infrastruktur treffe. 45 lebenswichtige Einrichtungen seien getroffen worden. Besonders oft ziele man auf Ölförderanlagen und – bohrungen. Im Ergebnis haben die Attacken zur temporären Einstellung des Kampfes gegen den IS geführt.
Der letzte Punkt ist besonders hervorzuheben, da laut dem SDF-Generalkommandeur der IS derzeit in der Planung von terroristischen Aktivitäten ist, die die Region massiv destabilisieren und die Sicherheit aller Zivilisten und der lokalen Bewohner ernsthaft bedrohen würden.
Das Ausmaß der Brutalität und der Gewalt, zu der der IS nach wie vor in der Lage ist, konnte man am Anfang dieses Jahres sehen, als die Terrororganisation eine große Attacke auf das Al-Sinaa-Gefängnis im Osten von al-Hasaka startete. Der Befreiung- und Ausbruchsversuch von und durch zahlreiche IS-Kämpfer scheiterte zwar, führte aber zum Tod von dutzenden SDF-Kämpfern, anderen Sicherheitskräften und Zivilisten.
Eine Wiederbelebung und Auferstehung vom IS, insbesondere im Hinblick auf die ‘tickende Zeitbombe’ im Al-Hol-Camp mit seinen über 50.000 Bewohnern, würde schlimme und unumkehrbare Auswirkungen auf die ganze Region und für die westlichen Staaten haben. Eine neue Massenmigration und nicht kontrollierbare Gewaltausbrüche wären die Folgen davon. Daher muss der türkische Staat seine Attacken auf die Region von Nord- und Ostsyrien sofort einstellen, die die Bemühungen im Antiterrorkampf untergraben.