Seit Jahren leidet Syrien unter einem tödlichen und brutalen Bürgerkrieg, der das Land destabilisiert und in Zerstörung und politischer Fragmentierung zurückgelassen hat. Seitdem haben verschiedene bewaffnete Milizen die Kontrolle über diejenigen Gebiete in Syrien gewonnen, die das syrische Regime nicht zurückerobern konnte.
Um ihre politische Kraft zu konsolidieren und manifestieren, begannen viele Milizen sich mit dem Drogenhandel zu finanzieren. Vor allem die Droge Fenetyllin stellte sich dabei als besonders lukrativ dar.
Fenetyllin wurde bereits beim Aufstieg der Terrororganisation IS innerhalb Syriens und des Iraks bekannt, da mit dem Verkauf der Droge große Summen erzielt werden konnten. Das Business mit der Droge ist jedoch seit dem Beginn des Bürgerkriegs 2011 fast bei jeder oppositionellen Partei und regierungsnahen Gruppen verbreitet.
Die Produktion, der Schmuggel und der Verkauf dieser Pillen umfasst auch den benachbarten Libanon, der mit gravierenden wirtschaftlichen Problemen, Korruption und Verarmung zu kämpfen hat. Mit der stetigen Entwicklung des syrischen Bürgerkriegs wurde Syrien zu einem bedeutenden Zentrum vom Handel mit Fenetyllin, das sich bis nach Libanon, Irak, Türkei, den Golfstaaten und sogar in einige europäische Länder erstreckt.
Im Libanon ist besonders die Bekaa-Ebene zum Mittelpunkt des Drogenhandels mit dem benachbarten Syrien geworden. Der Verkauf und die Profite obliegen den einflussreichsten Clans, dem syrischen Regime nahe stehenden Personen und Gruppen sowie Mitgliedern von bewaffneten oppositionellen Milizen.
Die vierte Division der syrischen Armee, die unter dem Kommando von Maher al-Assad, einem Bruder des syrischen Machthabers Bashar al-Assad, steht, ist dabei wohl die Partei, die am stärksten in den Handel mit Fenetyllin involviert ist und davon auch am meisten profitiert.
Der Drogenhandel und der Schmuggel an der libanesisch-syrischen Grenze, besonders um den Hafen von Latakia, waren schon immer ein bekanntes Problem. Doch nun hat der Handel und der Konsum von Fenetyllin alarmierende Ausmaße angenommen, wobei der Peak zu den gewalttätigsten Zeiten des Bürgerkrieges erreicht wurde. Die südlichen Provinzen as-Suwayda und Dar’aa werden als Hochburgen des Drogenhandels nach Jordanien angesehen.
Vor allem in as-Suwayda führte die rapide Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation und die wachsende Armut dazu, dass viele junge Männer sich lokalen Drogengangs anschlossen, die mit Fenetyllin dealen.
‘Abu Walid Al-Azza’ ist einer der berühmtesten Akteure im Business mit Fenetyllin. Er ist Anführer der oppositionellen Miliz Sultan Murad-Brigade, die von der Türkei unterstützt und bewaffnet wird. Dennoch unterhält er freundliche Kontakte zur vierten Division der syrischen Armee, die ebenfalls in den Drogenhandel verwickelt sind.
Die schlimmen Auswirkungen des Bürgerkrieges werden an diesem Beispiel besonders deutlich. Der Drogenkonsum unter Jugendlichen hat rapide zugenommen und der Handel mit Fenetyllin steigt von Tag zu Tag. In einer Umwelt, die von politischer Instabilität, wirtschaftlichem Niedergang, Armut und Gangkriminalität gekennzeichnet ist, ist dies eines der dringlichsten Probleme des Landes, das sich stetig vergrößert und verschlimmert.