Mitten in der türkischen Hauptstadt Investigativer Bericht deckt vermutliche Schule des I S auf

In der türkischen Hauptstadt Ankara deckte die Journalistin Hale Gönültas eine vermutliche Schule der Terrororganisation IS auf. Die Journalistin wurde nach Gerüchten von der Lokalbevölkerung und der Information, dass zurückgekehrte IS-Frauen kleine Kinder unterrichten würden, auf das Thema aufmerksam und fing mit ihren Untersuchungen an.
In dem Bericht auf ‘kisadalga.net’ heißt es, dass es in bestimmten Vierteln von Ankara tagsüber möglich sei, zu sehen, wie kleine Mädchen mit Kopftüchern oder kleine Jungs mit Gewändern von Minivans abgeholt würden. Dies sei vor allem in den Vierteln Altindag, Pursaklar, Örnek, Karapürcek und Hüseyin Gazi, wo Rückkehrer vom IS, freigelassene IS-Verdächtige und allgemein viele Salafisten leben, beobachtbar.
Die Journalistin erfuhr, dass die Kinder von den Dschihadisten mit türkischer Staatsbürgerschaft keine staatliche Bildung genießen, sondern stattdessen in Schulen, die “mit Gott vereinbar” seien, unterrichtet würden. Hale Gönültas erfuhr, dass in dem Ort, wo die Kinder hingebracht würden, es auch zu Versammlungen anderer Art kommen würde und hier für die Frauen von getöteten oder inhaftierten IS-Terroristen unter dem Islamischen ‘Infak’ Hilfe gesammelt werden.
So machte sich die Journalistin, getarnt als ihren 16-jährigen vermissten Bekannten suchende Frau, auf den Weg zu dem Ort im Viertel Hüseyin Gazi. Sie beobachtete dort, wie mehrere Minivans kleine Jungs im Alter zwischen 6 und 15 Jahren abluden. Es gab auch Jungs, die alleine kamen oder von voll verschleierten Frauen mit schwarzen Handschuhen gebracht wurden. Sie beschließt nach einer Weile, den Raum, der von außen verdeckt ist, zu betreten und sieht, wie zehn Männer mit langen Haaren und langen Bärten um einen Tisch sitzen. Der Raum ist voll mit schwarzen Pluderhosen, arabischen Gewändern und islamischen Kopfbedeckungen für Männer, die genauso wie islamische Literatur zum Verkauf stehen. Außerdem sind oberhalb einer Treppe, die in den Keller führt, dutzende Kinderschuhe. Der Ort ist offiziell als Buchladen ausgegeben.
Sie erzählt den Männern von ihrem Anliegen, doch die Männer, die sie keines Blickes würdigen, weisen sie ab und einer von Ihnen belehrt sie, dass eine alleinstehende Frau dort nichts zu suchen habe und was sie laut dem Islam zu erwarten habe. Sie hört die Stimme eines Mannes und der Kinder aus dem Keller und besteht darauf, nach unten gehen zu wollen, weil ihr Bekannter auch dort sein könnte. Einer der Männer erwidert: “Das ist ein Buchladen und die Stimmen, die du hörst, sind von Kindern, die wie jedes muslimische Kind den Koran lernen.”
Als die Journalistin jedoch hartnäckig bleibt, droht ihr einer der Männer damit, die Polizei zu rufen, wenn sie nicht sofort aus dem Laden gehe. Doch als sie sagt, dass die Polizei sogar bei der Suche nützlich sein könnte und sie daher nichts dagegen habe, geht einer der Männer runter und kommt mit einem älteren Mann wieder hoch, der genauso wie die anderen Männer ohne die Frau anzusehen, sagt: “Unten sind nur Kinder, die den Koran studieren, so wie es der Islam uns vorschreibt. Manche von ihnen sind ohne Eltern, manche ohne Väter. Du kannst nach unten, wenn es dich erleichtert, deinen auf dem Weg des Islams verschwundenen Bekannten zu finden.”
Unten befinden sich mindestens 70 Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 16 Jahren, die auf Teppichen hocken. Später stellt sich heraus, dass die Väter der meisten Kinder als IS-Kämpfer getötet wurden oder in den nordsyrischen Gefängnissen sind.
Als sie wieder oben ist, wird ihr versprochen zu helfen. Sie macht vor der Tür noch ein paar Fotos, doch dann wird sie aufgefordert, die Fotos zu löschen, was die Journalistin dann auch macht, da sie die Fotos auch auf einer Cloud bereits gespeichert hat. Sie sieht noch, wie ein Geländewagen angefahren kommt und sofort mehrere Männer ihr den Weg sperren und sich um das Auto sammeln, um die Gäste auf arabischer Sprache zu empfangen. Daraufhin verlässt sie den Ort und fragt in der Nachbarschaft nach. Sie bemerkt, dass die Menschen Angst haben zu reden.
Während ihres Aufenthaltes in den Räumlichkeiten fällt ihr auf, dass bei ankommenden Anrufen die Männer auf die Frage, wo sie seien, mit “Wir sind im ‘ribat’ antworten”. Das arabische Wort ‘ribat’ steht für eine Grenzbefestigung im Islamischen Dschihad, der militärischen Expansion des islamischen Gebietes. Bei Befragungen von festgenommenen IS-Mitgliedern war ‘ribat’ eines der meistgenutzten Wörtern.
Vor einigen Wochen wurde bekannt, dass die Terrororganisation IS mitten in Ankara jahrelang eine Jesidin als Sklavin halten konnte. In der Türkei ist es ein offenes Geheimnis, dass die Terrororganisation IS weiterhin relativ frei agieren kann. Auch der türkische Mafiapate Sedat Peker, der aufgrund von Zerwürfnissen mit der türkischen Regierung im Exil leben muss, machte mehrmals indirekt darauf aufmerksam. Für die investigative Journalistin Hale Gönültas könnte ihr Bericht noch ein politisches Nachspiel haben.

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