12. Oktober 2019 – Es ist der vierte Tag der türkischen Offensive “Operation Friedensquelle” in Nordsyrien, die mit der Unterstützung von syrischen oppositionellen Gruppen, die von der Türkei bewaffnet und finanziert werden, geführt wird. An diesem Tag wurde die 35-jährige syrisch-kurdische Politikerin, Frauenrechtlerin und Bauingenieurin Hevrin Khalaf von Mitgliedern einer dieser Gruppierungen, der Ahrar al-Sharqiya, im Süden von Tall Abyad nahe der Hauptverkehrsroute M4 brutal ermordet.
Khalaf stammt ursprünglich aus Dêrik (Al-Malikiyah) im äußersten Nordosten Syriens. Bei der Etablierung der Autonomen Administration von Nord- und Ostsyrien war sie entscheidend an der Errichtung von zivilen Institutionen beteiligt. Im Laufe der Jahre bekleidete sie wichtige Positionen und wurde zu einer wichtigen und bekannten Persönlichkeit in der Region.
Khalaf war politisch sehr aktiv und Gründerin sowie Mitglied der Zukunftspartei Syriens. Sie beteiligte sich an diplomatischen Verhandlungen mit Vertretern anderer Staaten und wurde darüber hinaus für ihren unermüdlichen Einsatz für eine friedliche Koexistenz von den verschiedenen christlichen, kurdischen, arabischen sowie anderen ethnischen und religiösen Gruppen geschätzt.
Hevrin Khalaf war eine der vielen zivilen Opfer der türkischen Militäroffensiven in Nord- und Ostsyrien, jedoch war ihr Tod einer der brutalsten und bedeutendsten.
Der brutale Mord an Hevrin Khalaf war ein großer Verlust und Schlag für die Frauenbewegung in Nord- und Ostsyrien und führte zu heftigen Protesten, die den Tod der Aktivistin verurteilten. Khalaf wurde zum Symbol der mörderischen und schrecklichen Okkupation von Nord- und Ostsyrien.
Neben ihrer wichtigen Stellung, ihrer Beliebtheit und ihrem bedingungslosen Einsatz für Frauenrechte und die friedliche Koexistenz, war auch der brutale Hergang ihrer Ermordung ein Grund für die große Wut und Empörung.
Khalafs Auto wurde Berichten zufolge von Mitgliedern der Ahrar al-Sharqiya angegriffen. Die Männer begannen sofort, sie zu foltern und mit stumpfen Gegenständen auf sie einzuschlagen. Sie brachen ihr die Beine und zerquetschten dabei auch andere Körperteile. Die brutale Tortur endete dann im Blutbad. Zunächst schleppten die Männer sie an den Haaren, bis die Haare von der Kopfhaut gerissen wurden. Danach schossen die Täter bis zur Unkenntlichkeit auf ihren Kopf und Körper, so dass selbst ihre Familie sie nicht mehr erkennen konnte. Wie auch vom BBC berichtet, existieren Videos von dieser schrecklichen Tat im Netz, die diese Schilderungen stützen.
Manchen Quellen zufolge soll ihr Körper danach auch geschändet worden sein. Ihre Ermordung wird von vielen Organisationen als Kriegsverbrechen eingestuft, dessen Täter zur Rechenschaft gezogen werden müssen.
Doch auch drei Jahre nach ihrer Ermordung, terrorisieren ihre Mörder und die gleichgesinnten Mörderbanden mit der Unterstützung der Türkei und unter dem Wegschauen der internationalen Gemeinschaft weiter die einheimische Bevölkerung in den besetzten Gebieten. Doch auch drei Jahre nach ihrem Tod erinnern Menschen überall auf der Welt Hevrin Khalaf und ihrem Kampf. Sie fordern auch nach drei Jahren die Verurteilung ihrer Mörder, die die Region von Nord- und Ostsyrien weiter destabilisieren.