Syrien: Türkei siedelt Palästinenser in die besetzten Gebiete an


Die Region Afrin in Nordsyrien ist nun schon seit vier Jahren unter türkischer Besatzung und erlebt eine beispiellose illegale Veränderung ihrer Bevölkerungsstruktur. Die Türkei forciert hier seit vier Jahren eine demografische Veränderung zu Ungunsten der einheimischen kurdischen Bevölkerung. Nun wurden neue Pläne bekannt, wonach die türkische Armee im Begriff ist Palästinenser in die besetzte Region anzusiedeln und somit diese inhumane Praxis fortzuführen, während außerhalb Afrins zehntausende gewaltvoll vertriebene Menschen aus dieser Region auf eine Rückkehr in ihre Heimat hoffen.

Palästinensische Flüchtlinge und ihre Nachkommen sind schon seit Jahrzehnten in vielen Ländern Diskriminierung und Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt, vor allem Zwangsvertreibungen. Nun erleiden Menschen aus Afrin dasselbe Schicksal. Die türkische Armee und von ihr unterstützte Milizen begehen immer wieder Verbrechen gegen die einheimische Bevölkerung der Region. Zu den vielfach dokumentierten Verbrechen gehören neben der Zwangsvertreibung, außergerichtliche Hinrichtungen, Entführung und Folter. Gleichzeitig werden mit Hilfe von lokalen und internationalen Organisationen unter “humanitären” Aspekten ganze Siedlungen errichtet, die jedoch die primäre Absicht haben, die demografische Zusammensetzung Afrins durch ethnische Säuberungen dauerhaft zu verändern.

In Wirklichkeit haben palästinensische Organisationen eine wichtige Rolle bei den Absichten der Türkei gespielt, eine demografische Veränderung in den Gebieten, die unter türkischer Kontrolle stehen und von ihr treuer Milizen verwaltet werden, herbeizuführen. Der Sprecher der lokalen Menschenrechtsorganisation Afrins Ibrahim Sheikho veröffentlichte wichtige Informationen über die regen Aktivitäten von palästinensischen Organisationen beim Bau von Wohnsiedlungen in Afrin und Umgebung. Zum Beispiel errichtete der “Leb in Würde”-Verein die “Basma”-Siedlung im Dorf Shadera im Distrikt Sherewa nördlich von Aleppo. Die Vereine “Wafaa al-Muhsinin” und “Khair Ummah” errichteten die Siedlung “Za’im” in den Ländereien des Dorfs Kafr Safra im Distrikt Jindires im ländlichen Afrin.
In einem Interview mit der Target Platform bestätigte Sheikho, dass nur in der Region Afrin mindestens 500 palästinensische Familien leben und die Zahl der Palästinenser in Nordsyrien auf 7500 geschätzt wird. Diese seien vor allem aus Dar’aa und dem Camp Yarmouk in der Nähe von Damaskus hergebracht worden. Weitere Personen kommen demnach aus den Camps Nairab und Handarat im ländlichen Aleppo.
Ibrahim Sheikho erwähnte ferner eine Person namens Abbas Mansour, der zur Muslimbruderschaft gehört. Seine Aufgabe sei es, Geld in palästinensischen Gebieten zu sammeln, die dann in Afrin für den Bau der Siedlungen verwendet würden. Ein etwaiger Bericht dazu erschien Anfang des Jahres im “Jerusalem Post”, der die Zusammenarbeit von palästinensischen Organisationen mit der türkischen Regierung behandelte. Der Sitz des Vereins “Leb in Würde” befindet sich im israelischen Tira und ist mit Organisationen der Golfstaaten, wie der “Al-Rahma”-Stiftung oder der katarischen Charity, eng verbunden.

Die fortdauernde ethnische Säuberung und Zwangsvertreibung in Afrin wird durch den Bau von Wohnsiedlungen vorangetrieben. Verschiedene palästinensische Organisationen sind daran beteiligt. Insbesondere die Vereine “Leb in Würde” und “Charitable al-Falah”, die von Ramadan Tanboura geleitet werden und bereits drei Siedlungen errichtet haben, sind dabei hervorzuheben. Die Vereine “Khair Ummah” und “Wafaa al-Muhsinin”, die offenkundig mit der extremistischen Muslimbruderschaft verbunden sind, waren mit der Unterstützung der türkischen Armee und katarischen sowie kuwaitischen Organisationen am Bau von 18 Wohnsiedlungen beteiligt. Die berühmtesten Siedlungen sind die von “Basma” im jesidischen Dorf Shadira und “Jabhal Qadhiqli” sowie “Afraz” und “Jabl Ahlam”.

Das palästinensische Außenministerium äußerte in einer Antwort an das “Afrin Notables Committee” ihr Entsetzen und Wut über die Wohnsiedlungen für die Palästinenser in diesem Gebieten seit 2018. Das Ministerium drückte im Brief ihre klare Ablehnung gegenüber jeglichen Plänen der Ansiedlung von Palästinensern in das hauptsächlich von Kurden bewohnte Afrin aus. Ferner würden die Vereine, die am Bau der Wohnsiedlungen beteiligt sind, Palästina nicht repräsentieren. Das Ministerium forderte auch, dass die Menschenrechtsverletzungen und die Enteignung von kurdischem Eigentum in Afrin beendet werden.

 

Währenddessen gewährt die internationale Staatengemeinschaft im Stillen die Fortführung der Verbrechen und Verstößen in Afrin, die seit 2018 andauern, obwohl wie zum Beispiel durch zwei Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags vom 07.03.2018 und 17.10.2019 diese Verbrechen den Staaten bekannt sind. Die einheimische Bevölkerung Afrins leidet unter dieser Politik und wird weiter zur Flucht und Armut getrieben.

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