Die Situation auf dem Schlachtfeld ist weiterhin schwierig für Russland. Nach einer Phase der klaren und kaum verschobenen Fronten, hat sich die Situation in den letzten Tagen verändert. Mittlerweile spricht Kiew von einer Niederlage der Armee Putins, die von der Zuversicht der enormen Geländegewinne der ukrainischen Armee in der Region Kharkiv getragen wird.
Die erste Linie der ukrainischen Verteidigung schaffte es auch die russischen Kräfte in Kherson zuruckzudrängen. Kherson war die erste große Stadt, die den aus der Krim aus vorrückenden Kräfte Russlands in die Hände fiel. Diese Entwicklungen vermehrten Spekulationen über einen Kollaps der russischen Armee, die an mehreren Fronten nun mit schnell vorrückenden ukrainischen Kräften konfrontiert sind. Monate nach dem Beginn des Krieges scheint sich das Blatt nun zu wenden.
Neue dramatische Phase
Der plötzliche Fortschritt der Ukraine ist Teil einer lang erwarteten Gegenoffensive Kiews große Gebiete zurückzuerobern, die man in den letzten Monaten verloren hatte. Die Verbündeten der Ukraine setzen nun auf die Strategie Russland militärisch zu brechen, so dass sich die Gegenoffensive in diese Pläne einreiht.
Manche Verbündete agierten zögerlich Waffen an die Ukraine zu senden. Der ukrainische Außenminister Dmytro Coleba sagte bei einer Pressekonferenz mit seiner deutschen Amtskollegin Annalena Baerbock: “Nun hören wir dieses Argument nicht mehr. Wir haben gezeigt, dass wir in der Lage sind die russische Armee zu besiegen und das tun wir auch mit den Waffen, die uns geliefert werden.”
Annalena Baerbock versprach daraufhin mehr militärische Hilfe und schloß dabei die Lieferung von westlichen Kampfpanzern nicht aus. Sie fügte hinzu, dass die kommenden Monate kritisch sein werden.
” Wenn sie bleiben wollen, sollen sie es tun”, warnte der ukrainische Präsident Volodymyr Zelensky und richtete folgende Worte an die russischen Truppen:
“Es ist Zeit für die russischen Soldaten zu fliehen und in ihre Heimat zurückzukehren.” Er merkte dazu an, dass 30 Städte im Nordosten des Landes unter russischer Kontrolle erobert wurden.
Aufregende russische Statements
Russland erklärte, dass es nicht ablehne Verhandlungen mit der Ukraine zu führen, nachdem der russische Krieg gegen die Ukraine zur Pattsituation führte. Auch scheint man nun davon Abkehr zu nehmen, dass es keine friedliche Lösung geben werde und so kann sich die Situation nun ändern.
Moskau lehnt Verhandlungen mit der Ukraine nicht ab, jedoch je länger sich der Prozess hinauszögert, desto schwieriger wird es eine Einigung erzielen zu können. Dazu komme, dass eine grundlegende Ablehnung von Verhandlungen mit Russland eine zukünftige Einigung zusätzlich erschwere, so der russische Außenminister Sergei Lawrov.
Russland verstecke sich nicht vor Gesprächen. Alle die Gespräche wollen, können es tun. Alle Wege seien geöffnet, wenn westliche Machthaber den Kontakt zu Putin suchen würden.
Entscheidender Monat
Der September ist laut der britischen Times ein ‘kritischer Monat’ für den Krieg in der Ukraine. Die Gegenoffensive im Süden des Landes soll den Druck auf Kreml erhöhen, während gleichzeitig befürchtet wird, dass die Energiekrise die westliche Unterstützung mindern könnte.
Der Winter würde für Russland, die Ukraine und auch für den Westen die Dynamik und die Balance des Krieges verändern, so die Times.
Ohne der westlichen militärischen und finanziellen Unterstützung, die monatlich um die 9 Milliarden US-Dollar beträgt, könnte die Ukraine die aktuellen Erfolge nicht erzielen und gleichzeitig dabei eine funktionierende Regierung haben, die um das Überleben kämpft.
Die ausländische militärische Hilfe half Kiew den Krieg nicht zu verlieren und führte zu einer Situation, in der es aktuell keinen Gewinner und kein Verlierer gibt. Während der letzten sechs Monate der russischen Invasion, würde sich die Balance radikal verändern, wenn die Ukraine die westlichen Waffenlieferungen nicht erhalten würde. Während die Politiker über die Notwendigkeit sprechen, Russland zu besiegen und zu den Grenzen vor dem Krieg zu gelangen, könnten diese Entwicklungen zu radikalen Veränderungen in der Zukunft führen.