Laut Behördenangaben sind in Nord- und Ostsyrien binnen kurzer Zeit 3 Menschen an der Krankheit Cholera verstorben. Derzeit gibt es rund 50 registrierte Cholerafälle. Die Dunkelziffer dürfte um ein Vielfaches höher liegen. Das Gesundheitswesen leidet unter den Blockaden und dem Krieg der Türkei gegen die Region. Die Türkei führt seit längerem Krieg in Nordsyrien und stellt in Teilen eine Besatzungsmacht dar. Den Wünschen des türkischen Präsidenten Erdogan nach, soll das über die ganze Grenze ausgeweitet werden. So bombardiert die Türkei und mit ihr verbündete syrische Milizen pausenlos mit Artillerie und Drohnen die restlichen unbesetzten Gebiete. Dabei werden auch oft Gesundheitseinrichtungen getroffen, die durch die Bombardierungen und die Schäden an der Ausübung ihrer medizinischen Pflicht gehindert werden. Die Wirtschaftsblockade trifft dabei die Region härter, da nötige Medikamente und nötiges medizinisches Gerät es nur selten bis in die Krankenhäuser, Praxen und Apotheken schaffen. Das marode Gesundheitssystem fördert so den Ausbruch und die Verbreitung von Epidemien.
So bahnt sich in Nord- und Ostsyrien eine neue Epidemie an, die durch die Wasserblockade der Türkei gegen die Region verursacht wird. Die neuerliche Cholerawelle ist nach Angaben der Behörden und der örtlichen Krankenhäuser auf verschmutztes Trinkwasser zurückzuführen, die durch den immer weiter sinkenden Fluss Euphrat und die Blockaden aus Alouk, der einzigen Trinkwasserstation der Region um Deir-ez-Zor zurückzuführen. Die Türkei und verbündete Milizen kontrollieren die Wasserzufuhr der Flüsse zur Region sowie die Trinkwasserstation im besetzten Alouk und Kappen diese regelmäßig, so dass dadurch die Menge drastisch reduziert wird.
Die Region leidet schon seit Jahren an den Folgen der Klimakrise. Seit drei Jahren herrscht in Nord- und Ostsyrien eine extreme Dürre, so dass viele Brunnen und Felder vertrocknet sind.
Die Türkei nutzt diese Gelegenheit gnadenlos aus und beschleunigt diesen Prozess, indem sie sich nicht an vertraglich festgelegte Abkommen hält und Wasser als Waffe gegen die Region benutzt.
Laut einem Statement des Leiters des wichtigen Tabqa-Staudamms, Walat Darwisch, senkt die Türkei kontinuierlich die seit dem Abkommen von 1987 festgelegte Menge von 500 Kubikmeter pro Sekunde. Viel weniger als die Hälfte davon kommt inzwischen an. Kombiniert mit der Dürre hat das katastrophale Auswirkungen. An manchen Stellen in Nordsyrien, sind einige der Flüsse und Nebengewässer entweder ausgetrocknet oder nur seicht und stehend.
Nicht nur die wirtschaftliche Existenz ist dadurch bedroht, sondern auch die Gesundheit der Menschen. Durch das stehende und austrocknende Gewässer verbreiten sich Krankheiten in der ohnehin schon fragilen Region rasant aus. Als Folge des Wasserkriegs der Türkei wuchsen die Fälle von Leishmaniose enorm an. Mindestens 70.000 Menschen sollen noch Ende August an dieser durch Mücken übertragenen Hautkrankheit gelitten haben. Mittlerweile dürfte auch diese Zahl viel höher ausfallen.
Fest steht, dass die unkonventionelle Kriegsführung der Türkei den Ausbruch und die Verbreitung von Epidemien beschleunigt, die in erster Linie die Region betrifft. Die Wasserblockade stellt laut UN-Regularien ein Kriegsverbrechen der Türkei dar, der jedoch von der internationalen Öffentlichkeit kaum beachtet wird. Die Zivilbevölkerung leidet dadurch enorm. Hunger, Flucht und Krankheiten sind Folgen dieser Politik, die bei Fortführung zu einer überregionalen Angelegenheit werden könnten. Nicht nur neue Fluchtbewegungen entstehen, sondern auch neue Krankheiten, die sich schnell von einer lokalen Epidemie zu einer Pandemie weiterentwickeln könnten. Daher muss die internationale Gemeinschaft eingreifen, bevor noch mehr Menschen Opfer dieser erbarmungslosen Politik der Türkei werden.